Bonnard lässt Bilder leuchten

Das Von der Heydt-Museum in Wuppertal zeigt eine Retrospektive des Post-Impressionisten.

Wuppertal. Ob er mit einem vollen Glas auf seinen Erfolg angestoßen hat? Einen guten Grund hätte er zumindest gehabt: Mit seinem Plakat für "France-Champagne" machte Pierre Bonnard 1891 nicht zuletzt beste Werbung in eigener Sache.

"Es schlug ein wie eine Bombe", sagt Gerhard Finckh, der den französischen Post-Impressionisten vom nächsten Dienstag an im Wuppertaler Von der Heydt-Museum präsentiert. Der Direktor verspricht "Top-Stücke aus allen Schaffensphasen".

Und in der Tat: Die Retrospektive mit 180 Werken zeigt, was der Titel verspricht - Bonnard ist ein "Magier der Farbe". "Die Farben explodieren förmlich", schwärmt Finckh. "Bonnard zaubert eine fast paradiesische Stimmung."

Mit raffinierter Farbwahl brachte er die französischen Landschaften zum Leuchten, seine Champagner-Hommage revolutionierte mit ihren Jugendstil-Elementen die Plakatwelt - dabei galt der Maler (1867 - 1947) als eher steif, schweigsam und reserviert, Finkh schätzt ihn als "etwas dröge" ein. Wer das angesichts der Farb-Explosionen nicht glauben mag, sei auf die Selbstporträts verwiesen, auf denen er sich mit strenger Miene in Szene setzte.

Auch seine Bilder spiegeln die distanzierte Haltung: Bonnard sucht Schutzräume, lässt den Blick von innen nach außen schweifen und sorgt dafür, dass der Betrachter aus dem geschlossenen Zimmer, aus sicherer Entfernung, in die wilde Natur schaut. Fensterrahmen, Tischkanten oder Stuhllehnen bremsen den freien Blick: So sieht man auf "Umwegen" durch ein Fenster in den urwaldähnlichen Garten und vom Landungssteg in Cannes auf das verlockend blaue Meer.

Zu den zahlreichen Badewannen-Bildern berichtet Finkh Anekdotisches: So gönnte sich Bonnards Frau Marthe fast täglich ein heißes Bad. Und weil der Franzose den Frauenkörper liebte, schuf er auch Akt-Arbeiten - auf denen manchmal nur ein einzelner Fuß zu erspähen ist. Und Tiere mochte Bonnard ebenfalls: Hier und da setzt er kleine Katzen an den Rand, Hunde hat er immer wieder berücksichtigt.

Balkongeländer und Sockel im Bildvordergrund ziehen die Blicke auf sich und brechen mit den gängigen Gesetzen der Perspektive.

So zeigt die Ausstellung den Franzosen in vielen Facetten - vom talentierten Anfänger, der mit dem Impressionismus groß wurde, aber neue Wege suchte und sich als Mitglied der Künstlergruppe "Nabis" einen Namen machte, bis zum Individualisten, der sich auch heute nur schwer einordnen lässt.

Da ist es gut zu wissen, was ihm Spaß machte: Er liebte Anglermützen und trug sie auch im Haus. Wer auf den Geschmack kommt, kann ihm nacheifern: Eine Anglermütze Marke Bonnard gibt’s im Museumsshop.