Die Liebe auf Plexiglas
Eine Schau im Deutschen Literaturarchiv zeigt Briefe und Notizen rund um die wichtigen drei Worte.
Marbach. Sie können höchstes Glück bedeuten, aber auch tiefe Verzweiflung bringen: Eine kleine Literaturgeschichte zu den drei Worten „Ich liebe Dich“ zeigt das Deutsche Literaturarchiv in Marbach. Der Dichter Yvan Goll etwa fasste sich kurz: „Ich liebe Dich. Yvan“, schrieb er seiner Geliebten Paula 1931 im Telegramm — fast zeitgleich schickte ihm seine Ehefrau Claire einen Liebesbrief mit Kussmund.
Mehr Worte als Goll fand Johann Wolfgang von Goethe für Werthers Brief an Lotte: „Und was ist das, daß Albert dein Mann ist? Mann! Das wäre denn für diese Welt — und für diese Welt Sünde, daß ich dich liebe, daß ich dich aus seinen Armen in die meinigen reißen möchte?“
In seiner Ausstellung spannt das deutsche Literaturarchiv einen literarischen Bogen von Goethes Romanseiten aus dem Jahr 1774 bis heute — romantisch verspielt, hübsch verziert oder voller Wortwitz. „66 + 6“ Texte, Liebesbriefe und Zeichnungen sind auf roten Plexiglastafeln zu sehen.
Grafiker HAP Grieshaber (1909-1981) malte sich und seine Jutta 1979 in trauter Zweisamkeit. Dazu schrieb er: „Ich umarme Dich. Ach ja, Du weißt: Ich liebe Dich. hap.“ Unverschnörkelte Worte im Vergleich zu denen, die Clemens Brentano 1803 fand: „Wenn Du es weißt, Sophie, wie ganz gewaltig ich Dich liebe, dann weißt Du, wie glücklich Du zu sein schuldig bist.“
Heike Gfrereis, Leiterin des Literaturmuseums der Moderne, hält Kurt Tucholsky für einen guten Liebesbriefschreiber, weil er zum Teil Stile anderer Autoren nachempfindet. Einmal zitierte er Gottfried Keller und bat zuvor um Verzeihung für die unordentliche Schrift, „denn ich schreibe denselben in der Badewanne“.
Es werden indes nicht nur Frauen und Männer angebetet. Friedrich Hölderlin widmet der Stadt Heidelberg eine Ode, und Nina Hagen besingt „New York/N.Y.“ als heißeste Stadt, „wenn man einen neuen Boyfriend & ein Hotelzimmer hat“.