Meinung Abgas-Skandal - Nachrüsten der Hardware statt Nichtstun

Ein Beispiel wie aus dem Lehrbuch für Bauernopfer: Thomas Steg, als Cheflobbyist für die Außenbeziehungen des VW-Konzerns zuständig, übernimmt die „volle Verantwortung“ für die Abgastests mit Menschen und Affen.

Foto: Sergej Lepke

Steg muss gehen, die Mitglieder des Vorstandes bleiben. Eine eher unbedeutende Figur auf dem VW-Schachbrett verschwindet, um die wichtigen Akteure zu schützen.

Es ist wahrlich ein erbärmliches Bild, das die Vorstände von Volkswagen und den anderen Autobauern im Zuge des Abgas-Skandals abgeben. Seit 2010 gilt der EU-Grenzwert für Stickoxide. Aber in saubere Diesel-Motoren sind die Investitionen nicht geflossen. Stattdessen waren die Ingenieure damit beschäftigt, an allen möglichen Software-Programmen zum Betrügen zu tüfteln. In Kürze wird die EU-Kommission Deutschland und einige andere Mitgliedsstaaten verklagen, weil sie nichts dafür tun, die dreckige Luft in ihren Städten sauberer zu machen. Tatsache ist, dass Dieselmotoren für einen Großteil der Emissionen verantwortlich sind. Und Tatsache ist auch, dass Bundes- wie Landespolitiker von Union und SPD nichts unternehmen, um die Autobauer wirklich in die Pflicht zu nehmen. Weil nichts geschieht, drohen Fahrverbote für Millionen Diesel-Pkw. Ende Februar entscheidet das Bundesverwaltungsgericht, ob solche Verbote zulässig sind.

Sehr viel besser als dieser Weg wäre es, das Problem bei jenen abzuladen, die es verursacht haben — also bei der Autoindustrie. Es ist ein Unding, dass die Konzerne bislang mit einem wenig wirksamen Software-Update davonkommen. Dabei ist es möglich, die dreckigen Diesel mit dem Nachrüsten der Hardware erheblich sauberer zu bekommen. Das kostet 1500 bis 2000 Euro pro Fahrzeug. Richtig: Das summiert sich allein für die Autos in Deutschland auf einen hohen einstelligen Milliardenbetrag. Aber wer sonst als die Hersteller der Stickoxid-Schleudern sollte diese Kosten denn übernehmen?