Meinung Mit Kreidestimme in Davos

Die Handels-Kriegserklärung ist ausgeblieben, Donald Trump rüstet verbal ab. In Davos redete er mit Kreide in der Stimme, ergänzte sein Credo „Amerika zuerst“ um den Hinweis, das bedeute nicht „Amerika allein“.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Ist diese Rede schon ein Grund für Entwarnung?

Mitnichten. Die emotionale Wucht des Präsidenten ist bei seinem Auftritt wieder einmal deutlich geworden. Wenn es einmal wieder schlechter laufen sollte für Trump, kann die Stimmung jederzeit umschlagen. Die gerade verhängten Strafzölle auf spanische Oliven, südkoreanische Waschmaschinen und chinesische Solarpaneele sind ein deutliches Warnzeichen.

Vielleicht ist Trump im Moment auch davon beeindruckt, dass Europa ziemlich einheitlich auf seine protektionistischen Ausfälle reagiert hat. In Brüssel werden seit seinem Amtsantritt sehr harte Antworten vorbereitet, von WTO-Klagen bis zu Gegen-Strafzöllen auf US-Produkte. Und es wird seitens der EU gezielt an Freihandelsabkommen mit Konkurrenten der USA wie Kanada, China oder Indien gearbeitet. Auf selbstbewusste Reaktionen reagiert der amerikanische Einschüchterer offenbar empfindlich, mindestens geschmeidig. Der Welthandel, da hat Trump recht, muss fair sein. Einige, allen voran China, sind es an vielen Stellen nicht.

Nur wird man die Konflikte nicht im Gegeneinander lösen. So wenig, wie man eine Wirtshauskeilerei beruhigt, wenn man selbst mitprügelt. Sondern nur in Verhandlungen, im fairen Ausgleich. Die Welthandelsorganisation WTO ist dafür das einzig richtige Forum. Bei einem um sich greifenden Handelskrieg blieben die Folgen nicht auf die USA beschränkt, weltweit gäbe es eine Wachstumsdelle und höhere Arbeitslosigkeit. Auch in Trumps gelobtem Land Amerika.

Und nicht zuletzt: Nationen, die miteinander handeln, die schießen nicht aufeinander. Angela Merkel hat darauf in Davos hingewiesen. Trump nicht.