Meinung Juso-Chef Kühnert mit später Erkenntnis

Die Geister, die der forsche Juso-Chef Kevin Kühnert gerufen hat, werden ihm offenbar selber langsam unheimlich. Anders ist sein Hinweis darauf, dass er nun doch nichts von jenen Neumitgliedern halte, die allein einträten, um danach die Groko verhindern zu können, kaum zu verstehen.

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Die Erkenntnis kommt ein bisschen spät. Denn schon ist von einer Eintrittswelle in die SPD die Rede. Seit dem Sonderparteitag in Bonn am Sonntag wurden rund 1700 Online-Aufnahmeanträge erfasst, die auf Papier wurden noch gar nicht erfasst.

Dabei haben die Jusos das von Beginn an genau so gewollt. Die Kampagne, für einen Zehner für zwei Monate Mitglied zu werden, um nach den Koalitionsverhandlungen beim Mitgliederentscheid gegen die große Koalition aus CDU und SPD im Bund stimmen zu können, war doch genau darauf angelegt. Blöd nur, dass dem Aufruf jetzt offenbar so viele folgen, womit ein Teil der roten Nachwuchsorganisation wohl nicht gerechnet hat. Vermutlich kommen einige nur deswegen, weil sie es den Genossen einfach mal zeigen wollen. Das war doch klar. Mit der Kampagne haben die Jusos den Bogen überspannt. Denn es zählen nicht mehr die Ergebnisse, die bei den Verhandlungen mit der Union herauskommen, und die vielleicht durchaus vorzeigbar sein werden für die SPD. Vielmehr geht es nur noch ums Verhindern, um Blockade. Das ist unprofessionell, unpolitisch, ja sektiererisch.

Nichts gegen Kühnert, der wie ein Löwe kämpft und das auch mit manch einem guten Argument in den vergangenen Wochen getan hat. Die SPD kann froh sein, dass sie solche politischen Talente noch in ihren Reihen hat, es müsste mehr Kühnerts bei den Genossen geben. Aber so geht man mit seiner eigenen Partei nicht um. Für solche Spielchen ist die Frage Groko Ja oder Nein dann doch zu wichtig. Und zwar nicht nur für die SPD, sondern auch für das ganze Land. Man muss halt auch mal verlieren können. Das gilt selbst für Jusos.