NRW und die Wahl Vor dem Machtgerangel: Auswirkung der Bundestagswahl auf NRW
Meinung | Düsseldorf · Das Wahlergebnis dürfte bereits am Sonntagabend in der nordrhein-westfälischen CDU Betriebsamkeit auslösen.
Bei der Bundestagswahl am Sonntag läuft die Unionsmannschaft aufs Tor zu. Ob dabei jeder im Team dem Mittelstürmer Armin Laschet wirklich den Treffer gönnt oder auch gut damit leben könnte, wenn dieser den Ball verstolpert, ist eine andere Frage. Und die hängt mit eigenen Ambitionen zusammen. Ein Mann wie Friedrich Merz hofft ganz sicher auf den Torerfolg. Dieser wäre für ihn die letzte Möglichkeit, doch noch in der Bundesliga zu spielen. Bei Jens Spahn oder Markus Söder könnte dagegen auch der Gedanke eine Rolle spielen, nach einer Niederlage mit Abstieg und anschließendem Wiederaufstieg selbst zum Mittelstürmer zu werden.
Eher an ein Schachspiel, bei dem sich seit Wochen niemand bewegt, erinnert dagegen die Lage in NRW. Für die Landtagswahl im kommenden Mai braucht die CDU hierzulande einen Laschet-Nachfolger oder eine Nachfolgerin. Denn gewinnt Laschet am Sonntag, ist er ja auf jeden Fall dem Land enteilt. Verliert er, dürfte es für ihn wegen Autoritätsverlusts keine Rückfahrtkarte nach Düsseldorf geben. Sein Sieg oder seine Niederlage werden aber Einfluss darauf haben, wie schnell in NRW die Entscheidungen bei der CDU fallen. Als Wahlsieger und weiter starker Parteivorsitzender würde Laschet auch die Geschicke in NRW mit kontrollieren. Bei einer Niederlage kämen vermutlich schon am Wahlabend oder bei der auf den nächsten Tag angesetzten Vorstandssitzung die Aspiranten aus der Deckung. Verkehrsminister Hendrik Wüst hätte das erforderliche Landtagsmandat, könnte recht schnell Laschets Platz in der Staatskanzlei einnehmen. Und mit dem Amtsbonus des Ministerpräsidenten in den Wahlkampf gehen. Die auch ambitionierte Bauministerin Ina Scharrenbach hat dagegen kein Landtagsmandat. Sie könnte zwar Spitzenkandidatin ihrer Partei werden, aber jemand anderes müsste für sie den Ministerpräsidentensessel warm halten. Fraktionschef Bodo Löttgen etwa oder Finanzminister Lutz Lienenkämper. So oder so, die Kreuzchen auf den Wahlzetteln zur Bundestagswahl haben auch ganz erheblichen Einfluss auf das Geschehen in NRW. Und doch: In Berlin geht es um viel mehr.