Meinung Darum ist die Landtagswahl an der Saar so spannend
Es wird spannend an der Saar. Lange sah es nach einer Neuauflage der großen Koalition unter Führung der CDU-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer aus. Doch dann kam Martin Schulz. Der SPD-Kanzlerkandidat vermittelt vielen Menschen offenkundig das Gefühl, die soziale Gerechtigkeit in der Republik mehren zu können.
In den Umfragen legt die SPD dramatisch zu. Und plötzlich scheint eine rot-rote Regierung in Saarbrücken möglich zu sein. Für die Sozialdemokraten und ihren neuen Heilsbringer wäre das ein klares Signal, dass Mehrheiten gegen Angela Merkel und die Union möglich sind.
Aber kann Schulz mit den Linken, steht er für Rot-Rot-Grün in Berlin? Sein Verhältnis zu Oskar Lafontaine, einst selbst Chef der SPD und längst Galionsfigur der Linkspartei, gilt als bestens. Schulz’ Vater, ein Bergmann aus dem Saarland, war schon Anhänger Lafontaines, als der noch Oberbürgermeister von Saarbrücken war. Seit dieser Zeit kennen und schätzen sich Schulz und Lafontaine. Auch zu anderen Spitzenleuten der Linken pflegt der neue SPD-Chef im Gegensatz zu seinen Vorgängern ein entspanntes Verhältnis. Vor allem mit Gregor Gysi hält er regen Kontakt.
Aber reicht das? Die Linkspartei will raus aus der Nato, lehnt die EU ab und möchte Russland als Freund gewinnen. Nichts spricht dafür, dass Schulz für einen solchen Kurs zu haben ist. Außenpolitisch wäre Rot-Rot-Grün also nur möglich, wenn die Haltung der Linken in unverbindlichen Kompromissformeln eingelullt wird. Innenpolitisch wird’s schwieriger. Auf diesem Feld müsste sich der Mann aus Würselen deutlich nach links bewegen. Noch hat der Möchtegern-Kanzler nicht gesagt, für was er steht. Klar ist nur, dass er das Arbeitslosengeld I verlängern will und damit ein wenig an der Agenda 2010 herumschraubt. Aber wie sieht es mit dem Rentenniveau aus? Mit der Altersarmut? Mit der Bürgerversicherung? Es wird Zeit, dass Schulz aus der Deckung kommt.