Prozess gegen Top-Manager der Deutschen Bank Das Vertrauen ist längst verspielt

Der Prozess gegen vier Ex- und einen amtierenden Vorstand der Deutschen Bank hat das Zeug, Justizgeschichte zu schreiben. Die Staatsanwälte werfen den Herren vor, eine kriminelle Vereinigung gebildet zu haben.

Trifft die Anklage zu, wurde an der Spitze der Deutschen Bank systematisch gelogen und betrogen. Um das Gericht nun vom Gegenteil zu überzeugen, sollen sich die Top-Manager in Rollenspielen bei ihren Anwälten auf ihre Auftritte vorbereitet haben. Schließlich geht es um Prozessbetrug in einem besonders schweren Fall. Bei Verurteilung drohen bis zu zehn Jahre Haft.

Im Mittelpunkt des Prozesses stehen eigentlich die Ex-Chefs Rolf Breuer und Josef Ackermann. Ihr Ziel soll es gewesen sein, Schadenersatzforderungen des Medienunternehmers Leo Kirch gegen die Deutsche Bank abzuwehren. Kirch hatte stets behauptet, die Deutsche Bank habe ihn 2002 in die Pleite getrieben. Das Geldinstitut hat diesen Vorwurf stets zurückgewiesen.

Sonderlich überzeugend waren die Argumente der Deutschen Bank aber nicht. Jedenfalls hat sich das größte Geldhaus hierzulande letztlich bereiterklärt, den Kirch-Erben 925 Millionen Euro zu zahlen — Schadenersatz, obwohl alles korrekt war? Sehr seltsam.

Brisant ist der Prozess vor allem deshalb, weil mit Jürgen Fitschen auch der Co-Chef der Deutschen Bank auf der Anklagebank sitzt. Er war in Sachen Kirch nicht die treibende Kraft, aber er soll Breuer und Ackermann bei ihrem falschen Spiel um den Schadenersatz gedeckt haben. Bei seinen bisherigen Aussagen gegenüber der Staatsanwaltschaft offenbarte Fitschen unglaubliche Erinnerungslücken. Seine Strategie basiert offenbar darauf, sich und andere nicht zu belasten. Fitschen setzt auf Freispruch. Anders lässt sich kaum erklären, dass er seinen Posten vor Prozessbeginn nicht geräumt hat.

Und die Deutsche Bank? Sie zahlt Strafen in Milliardenhöhe wegen Zinsmanipulationen und peilt eine Neuausrichtung an, die nicht überzeugt. Der Börsenkurs ist auf Talfahrt, die Mitarbeiter sind verunsichert, die Privatkunden werden weggedrückt. Einst warb das Institut mit dem Spruch „Vertrauen ist der Anfang von allem“. Das klingt heute wie blanker Hohn.