Debatte um Einwanderung: Fair, berechenbar und längst überfällig

Olaf Steinacker kommentiert die geplante Einführung eines Punktesystems für Zuwanderer.

Endlich bekommt die Debatte um Integration das Maß an Sachlichkeit, das sie so dringend braucht. Zumindest, was die Anwerbung von Fachkräften angeht.

Durch den Vorschlag nämlich, für Zuwanderer ein Punktesystem einzuführen. Nur wer Anforderungen an Bildung, Berufsqualifikation und Sprachkenntnisse erfüllt, darf sich in Deutschland niederlassen. Das ist fair, das ist berechenbar, das ist längst überfällig.

Selbst aus den Reihen der CDU wird der Ruf nach solch einem System laut(er). Aus einer Partei, die ansonsten zu weiten Teilen so vehement darauf pocht, dass Deutschland mitnichten ein Einwanderungsland sei.

Ein Land, dass für Migration ein verlässliches und verbindliches System implementiert, signalisiert damit, dass es Einwanderer braucht - und sie auch willkommen heißt. Ein Erkennungsmerkmal für ein Einwanderungsland.

Es geht dabei in erster Linie nicht darum, für mehr Einwanderung nach Deutschland zu sorgen, sondern darum, verbindliche Regeln für Migration festzulegen.

Das, was FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle "geordnete Zuwanderung" nennt. Angesichts von hunderttausenden fehlenden Fachkräften - vor allem im Mittelstand - kein frommer, sondern ein dringend notwendiger Wunsch.

Wer behauptet, ein Punktesystem torpediere den deutschen Arbeitsmarkt, so wie es CSU-Generalsekretär Dobrindt in populistischer Manier macht, schürt damit gezielt Ängste von Menschen, die sich durch Zuwanderung in ihrer beruflichen Existenz bedroht fühlen.

Die angepeilte Vollbeschäftigung und die Einwanderung von qualifizierten Arbeitskräften haben nichts miteinander zu tun. Das zeigt schon die Tatsache, dass sogar in Zeiten der Wirtschaftskrise Fachkräfte knapp waren.

Das Punktesystem hat übrigens auch einen Nebeneffekt. Wer sich hochqualifizierte Einwanderer ins Land holt, die darüber hinaus auch noch ein Mindestmaß an Sprachkenntnissen mitbringen, braucht sich bei dieser Gruppe um Integration, besser: um mangelnden Integrationswillen, nicht groß zu kümmern.

Wer unsere Sprache spricht, bei uns Geld verdienen will und kann und sich auch noch willkommen fühlt, wird sein Dasein kaum in kultureller Isolation verbringen wollen.