Kommentar Der Fall Voerde und die Wut: Können wir das ertragen?

Fassungslos steht man vor einer solch grausamen Tat. Ein Moment, ein Entschluss – und damit das gefällte Todesurteil für eine ahnungslose Bürgerin: Das ruft Wut und Empörung hervor.

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Foto: ja/Sergej Lepke

Und wieder steht das Vertrauen der Bürger in die Justiz auf dem Prüfstand, weil der Täter schon vorher einige Male auffällig geworden war, dann aber eben doch an diesem Morgen am Bahnhof im niederrheinischen Voerde frei zur Tat schreiten konnte.

Kann man das glauben? Man dürfe die Rechtsprechung nicht zu weit vom Rechtsempfinden der Bürger lösen, hatte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) dem Sinne nach dazu einmal gesagt – und ist dafür hart kritisiert worden. Zurecht, weil Rechtsprechung autonom funktioniert: nach Gesetzen, Maßstäben und Grundsätzen, bisweilen auch nach Auslegung, aber niemals unberechenbar in Gänze.

Immer öfter wird daran gerüttelt. Gefühlt, verbal, in Diskussionen an der Theke oder in sozialen Medien. Aber so lange die Resozialisierung die wichtigste Programmvorgabe für den Strafvollzug in Deutschland ist, wird es Fälle wie diesen immer wieder geben. Sie sind Ausnahme, und als solche kaum zu verhindern. Die Frage ist: Können wir das ertragen?