Die böse Seite einer friedliebenden Religion

Die gewalttätigen Muslimbrüder schaden auch dem Islam

Düsseldorf. Tauchen, Baden oder Pyramiden besichtigen in Ägypten ist nur noch etwas für unverantwortliche Schnäppchenjäger oder Hasardeure.

Alle anderen müssen dem Risiko aus dem Weg gehen. Die Reiseveranstalter sind zum Glück überwiegend verantwortungsbewusst und ermöglichen Umbuchungen.

Schwieriger ist die Entscheidung für jene, die bereits in Ägypten urlauben oder beruflich dort sind. Für sie sollten die Zeichen zwar nicht auf Flucht, aber auf geordnetem Rückzug stehen.

Denn die Lage ist derart explosiv, dass täglich auch in vermeintlich sicheren Teilen des Landes die tödliche Gewalt losbrechen kann. So ein Rückzug schwächt zwar leider das labile Land wirtschaftlich, was Grundlage für weitere Konflikte sein kann. Doch es gibt keine Alternative.

Von europäischer Warte aus ist es schwer, darüber zu richten, ob die Militärs gegenüber den Muslimbrüdern immer mit dem richtigen Augenmaß vorgehen und bei Mursis Absetzung geschickt agierten. Das war sicherlich nicht alles in Ordnung. Eindeutiger allerdings sind die hohe Gewaltbereitschaft der Muslimbrüder und deren radikale Intoleranz gegenüber Andersdenkenden.

Sie beschädigen damit das wegen des vielen Terrors ramponierte Image des Islams noch weiter. Dass der Islam sich eigentlich als eine friedliche Religion versteht, mag wegen solcher Geschehnisse dem Rest der Welt immer weniger einleuchten. Auch deshalb wäre jede islamische Stimme, die zur Mäßigung und zur Versöhnung aufruft, sehr willkommen.

Den schockierenden vorläufigen Höhepunkt bilden die gestrigen Angriffe gegen Kirchen und sonstige christliche Einrichtungen. Auch wenn die Christen betonen, dass nur eine kleine Gruppe dahinter stecke, ist das ein verheerendes Signal. All diese Vorfälle werden dazu beitragen, dass Ägypten Jahre brauchen wird, um zur Normalität zurückzugelangen.

Falls der Rest der Welt die Gelegenheit hat, etwas zur Befriedung beizutragen, muss er dies tun. Er sollte sich auch nicht aus diplomatischer Zurückhaltung scheuen, die Militärs zu bevorzugen. Anders als es übrigens die Türkei in beschämender Manier tut, die auf die Muslimbrüder setzt, den Sicherheitskräften Massaker vorwirft und sie vor Gericht stellen will.