Die Karstadt-Rettung beginnt erst jetzt

Karstadt hat eine Zukunft - auf diese Nachricht haben die 25.000 Mitarbeiter sehr lange warten müssen. Am Freitag aber fiel alle Anspannung der vergangenen Monate ab.

Die Mitarbeiter jubelten, klatschten und freuten sich. Darüber, dass es weiter geht. Darüber, dass ihnen das bittere Schicksal ihrer Kollegen von Quelle erspart bleiben wird. Nach der langen Zitterpartie endlich eine gute Nachricht.

Dies dürfte auch in vielen Städten für ein tiefes Aufatmen gesorgt haben. Alle Karstadt-Häuser sollen erhalten bleiben, hatte Investor Nicolas Berggruen im Vorfeld versprochen. Die Städte müssen also nicht fürchten, ihre Publikumsmagneten zu verlieren.

Im Gegenteil: Es gibt Hoffnung, dass durch die zuletzt doch arg angestaubten Karstadt-Filialen nun ein frischer Wind wehen wird. Das ist gut für die Mitarbeiter, für die Städte und auch für die Kunden.

Doch die berechtigte Freude über das glückliche Ende dieses Pokerspiels darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die eigentliche Arbeit erst jetzt beginnt.

Nicolas Berggruen, der sich in der Öffentlichkeit das Etikett des freundlichen Investors gegeben hat, muss sich nun an seinen Versprechen messen lassen. Noch hat er sich nämlich nicht in die Karten schauen lassen, mit welchem Konzept er Karstadt aus dem Tal der Tränen führen will.

Gewiss ist schon viel damit gewonnen, dass ihm die Vermieter 400 Millionen Euro über mehrere Jahre erlassen. Das mindert den Kostendruck. Allein damit kommen die Warenhäuser aber längst nicht über den Berg.

Und die 70 Millionen Euro, die der Milliardär zunächst bei Karstadt investieren will, sind bei 120 Filialen deutschlandweit nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Doch Berggruen gilt als ein Investor, der langfristig denkt. Einer, der sich Fachleute an seine Seite holt.

Einer, der im Hintergrund die Fäden zieht - geräuschlos, aber effizient. Das hat er bereits in Deutschland unter Beweis gestellt, als er ohne große Vorankündigung Teile des insolventen Möbelkonzerns Schieder übernahm.

Insofern dürfte er noch ein paar Ideen für die deutschen Warenhäuser in der Hinterhand haben. Das ist er auch den Mitarbeitern schuldig, denen er viel Hoffnung gemacht hat, und die im Zuge der Sanierung auf 150 Millionen Euro verzichten.