Meinung Die Wachstumsliga muss auf der Hut sein

Mehr als 220 Länder übertragen das Auftaktspiel zwischen Bayern und Bremen am Freitag live. Auch der Auslands-TV-Vermarkter Fox versendet erstmals live — und umfasst 80 TV-Märkte auf vier Kontinenten.

Ein Kommentar von Olaf Kupfer.

Die Fußball-Bundesliga ist eine einzige Wachstumsliga. Mehr als 455 Millionen Euro haben deutsche Erstligisten für begabte Spieler ausgegeben, wenn wir hier nur die Transfersummen berücksichtigen — ein Rekordwert. Die Ausgaben der Vorsaison wurden noch mal um mehr als 50 Prozent getoppt. Borussia Dortmund hat mehr als 100 Millionen Euro in neue Spieler investiert, Geschäftsführer Watzke nennt das „alternativlos“. Der FC Bayern folgt mit 70 Millionen Euro — und so geht das Spiel munter weiter.

Betrachtet man die Eliteliga aus betriebswirtschaftlicher Sicht, setzt sich die Erfolgsgeschichte fort. Alles wird immer mehr: Für 16 Spieler blätterten die Clubs einen zweistelligen Millionenbetrag hin. Fast die Hälfte aller Vereine hat gerade einen internen Transferrekord aufgestellt. Und das Verrückteste: Die Vereine verschulden sich nicht mehr neu, sondern nehmen dank des großen Fußball-Kreislaufs, an dem die superreiche englische Premier League beteiligt ist, grandios ein: Durch Verkäufe flossen mehr als 400 Millionen Euro wieder zurück in die Kassen. Ein Ende der Rekorde ist nicht abzusehen. Ein neuer TV-Deal schwemmt der Liga zur nächsten Spielzeit fast eine halbe Milliarde Euro mehr ans Liga-Ufer. Das Rad dreht sich immer schneller. Überdreht es?

Profiteure sind zuerst die Spieler, die selbst bei durchschnittlichen Fähigkeiten kaum mit weniger als einer Million Euro im Jahr nach Hause gehen. Der Markt bedient das locker, die Ware Fußball ist eines der nachgefragtesten Produkte unserer Gesellschaft. Aber: Immer mehr Akteure haben kaum mehr eine Bindung zu ihrem Verein. Gespielt wird dort, wo besser gezahlt wird. Trainer wechseln innerhalb der Liga. Gerade hier noch Held, schon dort neuer Anwärter auf Heldentum — aber eben schon mal besser honoriert. So sinkt die emotionale Bindung an das Produkt. Die Bundesliga wird aufpassen müssen, sich nicht in eine Parallelgesellschaft zu verabschieden. Die schwächelnde EM in Frankreich ist warnendes Beispiel: Sie war überproduziert und oft seelenlos. Das Gegenteil war der emotional-engagierte Auftritt der deutschen Olympia-Fußballer.

Und über allem schwebt der Geist einer einmaligen 20 000-Euro-Prämie — für eine Goldmedaille in Rio.