Meinung Es geht um das Geld der Kranken-Versicherten

Wenn die Krankenkasse Leistungen finanziert, die sie nach dem einheitlichen Leistungskatalog nicht bezahlen müsste, so kann man nichts dagegen haben, oder? Zeigt sich doch, dass der Wettbewerb funktioniert — die Kassen können sich mit einem bunten Strauß von Leistungen gegenüber der Kundschaft profilieren.

Foto: Sergej Lepke

Und aus Versichertensicht ist es doch wunderbar, wenn sich die Kasse großzügig zeigt. Schließlich dient es einem guten Zweck — der Gesundheit. Doch so einfach ist es nicht.

Das Geld, das die Krankenversicherer verstärkt für freiwillige Leistungen ausgeben, ist nicht ihr eigenes. Es ist ihnen treuhänderisch anvertraut. Von Mitgliedern, die allmonatlich ihre Beiträge bezahlen. Geld, das in diesem System für eine Sache ausgegeben wird, steht für anderes nicht mehr zur Verfügung. Wie sehr das Gesundheitssystem trotz der vielen hineingepumpten Milliarden an Geldknappheit leidet, wird doch immer wieder offenbar. Man denke nur an schlecht bezahlte und überlastete Krankenpfleger.

Natürlich sind Nordic-Walking-Kurse oder Schutzimpfungen für Auslandsreisen nützlich. Doch sie müssen nicht von der Allgemeinheit der Versicherten bezahlt werden. Sie sollten vielmehr „Privatvergnügen“ bleiben. Nichts anderes sollte für die Homöopathie gelten, auf die viele schwören. Nach dem Motto „Wer heilt, hat recht“. Der Druck, den die Nachfrage hier auf die Krankenkassen ausübt, ist so stark, dass diese sich dem aus Wettbewerbsgründen kaum entziehen können. Sie wollen gesundheitsbewusste Versicherte nicht verprellen. Und so kommt es zu einem verstärkenden Effekt: durch die Finanzierung der Kügelchen. Der Versicherte denkt sich: Wenn die Kasse das bezahlt, dann wird es ja wohl wirken.

Behauptet ein Patient, die Homöopathie habe ihn geheilt, dann kann das auch daran liegen, dass der Placebo-Effekt (nur fest genug dran glauben!) greift. Oder dass er auch durch Nichtstun gesundet wäre. Oder dass der Homöopath sich besonders viel Zeit für ihn genommen hat.

So kommt es, dass zwar grundsätzlich die Wirksamkeit von Medikamenten nach objektiven Kriterien und mittels medizinischen Studien nachgewiesen werden muss, damit die Kasse sie finanziert. Dass eben das aber für die Homöopathie nicht gilt. Eine ganz eigene Art von Zwei-Klassen-Medizin ist das . Und alle diejenigen, die das für Hokuspokus halten, müssen es mitfinanzieren.