Meinung Handy beim Autofahren - Verbote und Kontrolle

Jeder zehnte deutsche Autofahrer telefoniert ohne Freisprechanlage oder tippt Nachrichten auf dem Handy, während er über die Autobahn rast. Das haben Verkehrspsychologen der Technischen Universität Braunschweig herausgefunden.

Foto: Sergej Lepke

Der ADAC schätzt, dass jeder zehnte Unfall, bei dem ein Mensch zu Schaden kommt, durch Ablenkung ausgelöst wird. Bei einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern auch nur eine Sekunde unachtsam zu sein, heiße, 27 Meter im Blindflug zurückzulegen. Und eine Studie aus den USA kommt zu dem Ergebnis, dass das Telefonieren am Steuer und vor allem das Lesen und Schreiben von Texten das Unfallrisiko um fast das Vierfache erhöhen.

Wer würde angesichts dieser Fakten nicht Beifall klatschen für den Vorschlag von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), künftig auch die Nutzung von Tablets, E-Books und Videobrillen (!) während der Fahrt zu verbieten. Gleichzeitig plant der Minister, auch die Bußgelder deutlich zu erhöhen. Die Präzisierung des Gesetzes ist angesichts der technischen Entwicklung längst überfällig.

Es darf aber bezweifelt werden, dass allein die Verschärfung des Gesetzes in der Sache eine deutliche und notwendige Verbesserung erreicht; dass die Straßen dadurch sicherer werden. Der ADAC bringt es auf den Punkt: „Was nutzen höhere Bußgelder, wenn nicht auch mehr Kontrollen stattfinden?“ Die Polizei sieht sich aber nach eigener Auskunft nicht in der Lage, das Handy & Co-Verbot durchzusetzen. Für flächendeckende Kontrollen habe die Polizei einfach nicht ausreichend Personal. An dieser Stelle muss Verkehrsminister Dobrindt einhaken, will er die Verkehrssicherheit tatsächlich erhöhen.

Noch etwas ist notwendig: Die Autofahrer müssen einsichtig sein und Verantwortung übernehmen. Die meisten wissen im Prinzip um die Gefahren, doch setzen sie sich ihnen aus — getreu dem Motto „Mir passiert schon nichts.“ Ein oft folgenschwerer Trugschluss.