Joachim Erwin: Der andere Typ Oberbürgermeister

Da ist ein Unbequemer gegangen, der niemanden geschont hat. Bis zur letzten Sekunde seines Lebens hat der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin gekämpft: Für sich, für Düsseldorf und gegen alle Widerstände, die sich ihm in den Weg stellten. Von einem grenzenlosen Ehrgeiz getrieben, der ihm keine Sympathien einbrachte - selbst nicht, als er im Wettlauf mit der ihm verbliebenen Zeit noch rastloser wurde.

Joachim Erwin wollte keine Sympathien, er wollte Erfolg. Dafür waren ihm viele Mittel recht. Diplomatie und Dialog waren für diesen Mann Zeitverschwendung. Demokratie war für ihn die Legitimation, fünf Jahre lang entscheiden zu können - um dann von einer Mehrheit der Wähler bestätigt zu werden.

Der Erfolg gab Joachim Erwin Recht. Schulen, Straßen, Sport, Kultur: Düsseldorf steht glänzend da. In den Wirtschafts- und Wohlfühlbarometern rangiert die Landeshauptstadt stets ganz oben. Und kein anderer Oberbürgermeister dieser Republik hat seine Stadt international so erfolgreich vermarktet wie Erwin.

Natürlich traf er in Düsseldorf auf günstige Voraussetzungen: Einen gesunden Wirtschaftsmix und eine solide Finanzpolitik, die bereits seine Vorgänger eingeleitet hatten. Joachim Erwins bleibende Verdienste liegen denn auch weniger in seinen Düsseldorfer Rekorden wie etwa der Schuldenfreiheit, die andere Großstädte gar nicht erreichen können. Hier hat einer in den vergangenen acht Jahren bewiesen, was ein Oberbürgermeister unter den Bedingungen der reformierten Kommunalverfassung bewegen kann - wenn er nur etwas bewegen will.

Noch immer gibt es in Nordrhein-Westfalen zuviele Oberbürgermeister, die sich vor allem als Botschafter lokalen Wohlgefühls verstehen, während ihre Verwaltungen Bürgern und Investoren das Leben schwer machen. Dabei brauchen die Städte nichts dringlicher als die Macher, nach der die Gemeindeordnung ruft.

Auch in Düsseldorf wird nun die Versuchung groß sein, dass mutlose Repräsentanten an die Spitze drängen. Die Landeshauptstadt kann noch Jahre von der Strukturpolitik Erwins zehren. Seine Leistung wird wahrscheinlich erst dann für alle sichtbar, wenn dieses Polster aufgezehrt ist.