Kanäle – da kommt was auf uns zu

2015 läuft eine Frist ab, aber viele Bürger sind nicht informiert.

Die einen bekommen einen Bescheid ihrer Kommune, andere erfahren es aus der Zeitung. Viele wissen bis heute nichts, und die meisten wollen es nicht zur Kenntnis nehmen: Bis 2015 müssen in Deutschland alle Hausbesitzer ihre Abwasserkanäle auf Dichtigkeit überprüfen und gegebenenfalls sanieren lassen. Allein in NRW liegen 200000 Kilometer privater Abwasserleitungen in der Erde. Und das ist nicht alles. Auch die Kommunen sind betroffen - und etliche verhalten sich ähnlich wie ihre Bürger: Die einen sanieren Zug um Zug ihre Kanäle, die anderen warten ab. Bis zum bitteren Ende der Ablauffrist dieses Wasserhaushalts-Gesetzes.

Nun sitzen Kommunen und Grundstückseigentümer beileibe nicht in einem Boot. Beide haben in der Regel das Geld für eine in drei von vier Fällen notwendige Kanalsanierung nicht in der Schublade liegen. Nur bekommt die Kommune am Ende immer Geld - bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Wohneigentum hingegen ist vielfach bis unter die Dachziegel mit Hypotheken beliehen. Da tun ein paar tausend Euro weh.

Und noch eins unterscheidet die beiden: Die Kommune kann mit bis zu 50000 Euro Bußgeld Druck machen. Der Grundstückseigner erfährt, wie es seine Gemeinde mit ihren Kanälen hält, möglicherweise erst, wenn er einen Antrag auf Förderung aus dem Programm "Abwasser NRW" stellt. Da gibt es nämlich nur Zuschüsse, wenn parallel auch das öffentliche Abwassernetz saniert worden ist.

Jeder, der einmal auf einem Fernseh-Bildschirm gesehen hat, wie viele Löcher und Risse unser Kanalsystem aufweist, wie viele Wurzeln und verrutschte Dichtungen den Abwasser-Fluss hemmen, kann sich ausrechnen, wie viele Schadstoffe ins Grundwasser geraten und wie viel Grundwasser sinnlos in Kanäle und Klärwerke fließt. Die permanente Prüfung ist also vernünftig und notwendig.

Notwendig ist aber auch, dass die Kommunen ihre Bürger offensiv, ausführlich und landesweit einheitlich informieren - auch darüber, wo und wie man finanzielle Unterstützung bekommen kann. Es sind schon jetzt zu viele Jahre ins Land gegangen, in denen der Bürger ahnungslos blieb - weil die Kommunen ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben. Bis 2015 sind es nur noch viereinhalb Jahre.