Meinung Köln kämpft um sein Image
Jede Stadt, die einmal Schauplatz überörtlich relevanter Negativ-Ereignisse war, weiß: Der so erworbene Ruf haftet dem Image noch auf Jahre an. Je kleiner die Stadt, desto dominanter der Effekt. Orte wie Solingen, Mölln, Hoyerswerda, Winnenden und Ramstein haben leidvolle Erfahrungen damit gemacht.
Köln bildet insofern eine Ausnahme, als die Millionenstadt am Rhein seit jeher viele national und international bekannte Pluspunkte zu bieten hat: den Dom als eine von Deutschlands beliebtesten Tourismusattraktionen natürlich, aber auch beispielsweise die Museenlandschaft oder den Karneval. Und doch: Die Kölner Silvesternacht 2015 war ein solches Fanal, dass der Schaden für das Image der Stadt enorm ist.
Ein Jahr später stand zu Silvester in Köln vor allem die Frage der Sicherheit und der Gewährleistung öffentlicher Ordnung im Mittelpunkt. Polizei und Stadt wollten und mussten beweisen, dass sie dem Mob gewachsen sind. In diesem Jahr hat sich der Akzent spürbar verschoben. Natürlich, Sicherheit muss weiter sein. Aber im Vordergrund soll stehen: Köln beweist Respekt, feiert entspannt, niemand muss sich hier unwohl fühlen. Die Stadt will ihr wahres Gesicht zeigen. Schon wünscht sich die Oberbürgermeisterin Henriette Reker, nicht jedes Jahr aufs Neue das Sicherheitskonzept präsentieren zu müssen, „sondern zur Normalität zurückzufinden“. Das Etikett „Silvesternacht“ soll abgestreift werden.
Aber noch ist es für diesen Wunsch zu früh. Noch ist das Thema hartnäckig mit der Stadt verbunden, durchgewalkt vom Untersuchungsausschuss des Landtags und mit dessen Abschlussbericht nicht zu den Akten gelegt. Zerstörtes Vertrauen lässt sich nicht per Anordnung wiederherstellen. Silvester gibt es nur einmal im Jahr und damit auch nur einmal jährlich die Chance, den Gegenbeweis anzutreten. Bis der Imageschaden behoben ist, braucht Köln vor allem eines: Geduld.