Meinung Grünes Personalkarussell

Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen sind die Grünen wieder auf sich selbst zurückgeworfen. Der anstehende Personalwechsel an der Parteispitze könnte da für frischen Wind sorgen. Er könnte aber auch den alten Flügelstreitigkeiten neuen Auftrieb geben.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Mit der bislang eindrucksvoll bewiesenen Geschlossenheit der Grünen wäre es dann schnell vorbei.

Dass der Kieler Landwirtschaftsminister Robert Habeck für den Parteivorsitz seinen Hut in den Ring werfen würde, war schon länger klar. Dagegen überraschte die brandenburgische Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock mit der Ansage, es Habeck gleichzutun. Freilich liegt die grüne Besonderheit darin, nicht nur eine Doppelspitze zu haben, sondern sie auch nach Geschlechter-Proporz zu besetzen — und nach der Flügel-Arithmetik. Spätestens hier beginnt das Problem. Denn beide Kandidaten werden parteiintern im Realo-Flügel verortet. Reflexartig lehnen die linken Grünen das ab, anstatt darüber nachzudenken, ob Baerbock und Habeck nicht geeignet wären, die grüne Truppe insgesamt voranzubringen. Schon weil beide unverbraucht sind und neuen Schwung in die Partei brächten. Für Außenstehende geradezu absurd wird die Sache dadurch, dass Habeck nach der grünen Satzung nicht gleichzeitig Parteichef und Minister sein kann. Dabei regieren die Grünen in neun von 16 Bundesländern mit. Da sollte auch das in ihre Regularien gegossene Unbehagen über Macht und Mächtige endlich der Vergangenheit angehören.

Nun könnten ja auch noch Kandidaten des linken Flügels ins Rennen um den Parteivorsitz gehen. Doch es fehlt ihm an zugkräftigem Personal. Umso stärker dürfte sich die innerparteiliche Auseinandersetzung auf die politischen Inhalte verlagern. Eine Partei der Selbstzerfleischung ist freilich auch in der Opposition kaum attraktiv. Der Zusammenhalt der Grünen wird auf eine harte Probe gestellt.