Meisner-Abschied: Zeitenwende am Rhein

Kölns Erzbischof Joachim Meisner im Ruhestand

Ein Kommentar von Cornelia Breuer-Iff.

Foto: Young David (DY)

Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner ist Geschichte. „Endlich“, atmet mancher auf. Nicht nur der konservativen Positionen wegen, die Meisner immer wieder bezog. Sondern weil er sich mitunter einer Sprache bediente, die verstörte, Menschen vor den Kopf stieß und verletzte. Ob er nun Abtreibungen in die Nähe des Holocaust rückte, religionsferne Kunst als entartet bezeichnete oder den Kinderreichtum katholischer Familien dem muslimischer Mitbürger vorzog.

„Alles hat seine Zeit“, sagt der Prediger Salomo in der Bibel. Die von Joachim Meisner als Erzbischof ist abgelaufen. Spätestens mit einem Papst wie Franziskus, der seine Kirche lieber im Dienst für den Nächsten „verbeult“ als mit der Wahrung ihres Besitzstands beschäftigt sieht. Sich die Absätze für die gesellschaftlichen Verlierer buchstäblich schief zu laufen — das war Meisners Sache eher nicht.

Deutschlands Katholiken stehen vor großen Herausforderungen. Eine Umfrage im Auftrag des Vatikans belegt beispielsweise: Kirchliche Lehre und Lebenswirklichkeit der Gläubigen insbesondere in Fragen der Sexual- und Familienethik haben hierzulande so gut wie keine Schnittmenge mehr. In dieser Schieflage braucht es nicht das laute Verteidigen althergebrachter Positionen, sondern mehr Fantasie, wie berechtigte Anliegen der Kirche nach innen und außen besser vermittelt werden können. Ein weltoffener und -gewandter Mann an der Spitze des einflussreichen, mitgliederstärksten Bistums könnte dabei hilfreich sein.

Auch die Limburger Personalie Franz-Peter Tebartz-van Elst beschäftigt weiter. Der Imageverlust für die Kirche(n) ist immens. Wo liegen für einen Christen Mitte und Maß? Wie kann Glaubwürdigkeit wieder hergestellt werden? Die Antwort auf solche Fragen muss sich auch in der Besetzung des Kölner Spitzenamtes spiegeln.

Nach einem Vierteljahrhundert stehen die rheinischen Katholiken vor einer Zeitenwende. Ein Mitspracherecht, das nur im Ansatz die Bezeichnung „demokratisch“ verdiente, wird es für sie aber bei der Auswahl des neuen Erzbischofs nicht geben. Und doch wäre die römische Zentrale gut beraten, aufs Kirchenvolk zu hören. Damit die gemeinsame Zukunft gelingt.