Meinung Montagsspiele - TV-Millionen entscheiden

Fußball-Bundesliga am Sonntagmittag um 13.30 Uhr oder am Montagabend — da schlägt der Fan die Hände über dem Kopf zusammen. Weil der Stadionbesuch zur Tortur wird und der Spieltag, der einst an einem Samstagnachmittag kompakt und übersichtlich erledigt schien, jetzt bis zur Unkenntlichkeit zerfleddert.

Aber: Der Fan darf die Hände durchaus auch gegen sich selbst erheben. Denn er als Konsument entscheidet täglich aufs Neue, dass aus deutschem Bundesliga-Fußball ein im dritten Jahrzehnt boomender Markt geworden ist, in dem Angebot und Nachfrage alles regeln. In dem kein Raum ist für Traditionalisten und Romantiker. Sie finden sich noch protestierend in Ultra-Blocks in der Stadionkurve, nicht mehr aber dort, wo entschieden wird. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hat an solch traditioneller Sicht auf die Dinge schon qua Amt kein Interesse. Lieber redet er vom „attraktivsten Medienrecht in Deutschland“. Oder auch von einem der „attraktivsten Medienrechte der Welt“.

9,5 Milliarden Euro für drei Spielzeiten kassieren die englischen Clubs für den neuen TV-Vertrag ab diesem Sommer. Zum Vergleich: In der Saison 2016/17 nimmt die Deutsche Fußball Liga 835 Millionen Euro ein - und will das nun erhöhen. Mit neuen Rechtepaketen und der Zusage des Kartellamts, einen Bieterwettbewerb forcieren zu können.

Mit Seifert verbündet sind die Entscheider der deutschen Clubs, die nach englischem Vorbild immer mehr Geld für TV-Übertragungen generieren wollen. Jeder nehme, was er nehmen kann? Vielleicht ist das menschlich, aber jeder wird auch zur Rechenschaft gezogen werden müssen, wenn der Bogen überspannt ist. Wenn Fans die Stadien meiden oder sich frustriert abwenden. Etwa, weil künftig nicht einmal mehr ein einziger Bezahlsender ausreichen mag, um alles sehen zu können.

Der Fußball verändert sich, weil der Markt ihn dazu auffordert. Sagen die einen. Die anderen sagen: Der Fußball verändert sich, weil er sich dazu aufgefordert fühlt. Das ist ein Unterschied.