Multis lassen ihre Muskeln spielen

Düsseldorf. Wenn es um den Benzinpreis geht, kennen die Deutschen keinen Spaß. Da entscheidet jeder Cent mehr oder weniger auf der Anzeigentafel, ob die Tankstelle angefahren wird oder nicht.

Über den Preis ärgern sich Autofahrer ständig: Meistens wird der richtige Zeitpunkt verpasst, an dem der Sprit besonders billig ist.

Das alles erinnert an das Auf und Ab von Aktien an der Börse: Den richtigen Zeitpunkt zu treffen, ist reine Glücksache. Das ständige Preisgeschiebe an den Zapfsäulen soll vor allem eines - den Verbrauchern Wettbewerb suggerieren. In Wahrheit sind es meist nur Muskelspiele der Ölmultis. Sie wollen beweisen, dass bei ihnen die Regeln des Marktes eingehalten werden.

Davon kann allerdings kaum die Rede sein, denn die fünf großen Marken decken drei Viertel des Angebots ab und bilden ein sogenanntes Oligopol. Heißt: Einige wenige Konzerne beherrschen den Markt. Die Steigerung ist das Monopol - einer allein diktiert Angebot und Preise.

Seit Jahrzehnten beäugt das Kartellamt das Treiben auf dem Benzinmarkt argwöhnisch. Fündig wurden die Hüter der Marktwirtschaft aber noch nie: Zu eng verflochten sind die deutschen Anbieter mit ausländischen Großkonzernen. Da wird mit Verrechnungspreisen hantiert, die Raffinerieabgabepreise werden selbst festgelegt, und der Rotterdamer Markt wird beeinflusst.

Derzeit erarbeitet das Kartellamt eine neue Studie zum deutschen Markt: Herauskommen werden, wie schon in der Vergangenheit, kaum neue Erkenntnisse. Denn es ist schwierig, auf diesem komplexen Markt Preisabsprachen nachzuweisen.

Die Mechanismen wiederholen sich: Ein Konzern kündigt eine Erhöhung an, und die anderen folgen mit Verzögerung, damit die Kartellwächter nicht einschreiten.

Die Entwicklung von Öl- und Benzinpreisen muss nicht zwingend gleichförmig verlaufen. Aber zumindest die Richtung sollte stimmen, was bis vor kurzem nicht der Fall war. Wenigstens das ist jetzt korrigiert.

Doch für die Verbraucher bleiben viele Rituale der Unternehmen ein ständiges Ärgernis. Etwa, dass sie in den Ferien mit Akribie an der Preisschraube drehen, weil das Geschäft mit den Urlaubsreisenden besonders lukrativ ist.