Meinung Neuer Anstoß für gesunde Ernährung in der Schule
Meinung · Die Zahlen sind alarmierend. In den vergangenen vier Jahrzehnten, so beklagt die Weltgesundheitsorganisation, hat sich die Zahl der extrem dicken Kinder weltweit verzehnfacht. Deutlich vervielfacht hat sich zugleich aber auch das menschliche Wissen um den Einfluss von Ernährung auf die Gesundheit.
Und trotz dieser angewachsenen Missstände bei verbessertem Wissenstransfer liegen am Schulkiosk noch heute Schokolade und Pizzastücke, Donuts, Gummibärchen und Speiseeis in Vielzahl. Eben dort, wo in Deutschland mehr als zwölf Millionen Kinder und Jugendliche mehr als die Hälfte ihres Tages verbringen, ist das vergiftete Paradies im freien Angebot. Und jenen vor Augen, die oft zu wenig abschätzen können, was das Gekaufte bewirken mag.
Darum muss sich die Politik kümmern. Sie tut das mit alternativen Angeboten, mit Fortbildungen für private Schulkioskbetreiber, mit Initiativen und Tipps für Schulen und deren Träger. Sie tut es also vor allem in der Annahme, dass sich die Beteiligten mit begeisterter Freiwilligkeit auf solche Angebote stürzen. Aber: Sie weiß zugleich seit Jahren, dass das zu wenig Erfolg hat. Zu oft ist Schulleitungen das Interesse an der Ernährung ihrer Schüler – auch aufgrund der Vielfalt der Aufgaben – nachrangig. Aber: Anders als bei Erwachsenen, denen der vielzitierte „Veggie-Day“ nicht aufzuzwingen ist, darf im Kindesalter Gestaltung noch sein und muss nicht als unliebsame Bevormundung abgetan werden in einer Zeit, in der Essen unter anderem auch eine soziale Frage ist.
Politik könnte deshalb auf kleiner Ebene Gutes anstoßen und neue Organisationsformen an Schulen herausfordern: als Gestaltung des eigenen Lebensraums. Dass allen Schulen aufgegeben wird, sich über ausgewogene Ernährung und einen pragmatischen Plan unter Einbeziehung der Beteiligten Gedanken zu machen. Was wollen wir anbieten? Was ist gesund? Was kann nette Abwechslung sein? Und eben: Was wollen wir eigentlich nicht?