Neues Leben für die Monarchie

Kate liebt William, und die Briten lieben Kate: Zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren begeistert England sich wieder für seine Monarchie. Geschafft hat das fast im Alleingang die Bürgertochter, dank derer selbst Kritiker dem Palast eine gute Prognose ausstellen.

Klug, selbstbewusst, stilsicher - Kate Middleton hat das Zeug zur Prinzessin. Eben weil sie keine Aristokratin ist, trauen ihr viele zu, dem aus der Mode geratenen Königshaus neues Leben einzuhauchen.

Das "neue Personal" im ältesten Familienbetrieb des Landes ist ein Grund hinter der überraschenden Renaissance der Royals - aber nicht der einzige. Sieben von zehn Briten möchten Königin oder König keinesfalls durch einen gewählten Bundespräsidenten ersetzen.

Das klang kürzlich noch ganz anders: Der Erbadel kam antiquiert und nutzlos daher. Wie sehr Eheschließungen die Monarchie schwächen oder festigen, müssen auch jene Nörgler anerkennen, die den Medienrummel um Prinzessinnen verabscheuen: Es war die Scheidung von Diana und Charles, die das Königshaus zuletzt als funktionsuntüchtig bloßgestellt hat. Die Verlobung von Kate und William hingegen kittet das Verhältnis der Briten zu ihrem Souverän und konsolidiert die Monarchie.

Die Mehrheit findet allerdings auch, dass die Institution frischen Wind braucht. Prinz Charles würden viele Briten am liebsten in der Thronfolge überspringen und mit einem jungen "König William" die alten Wunden der Nation aus der Diana-Ära heilen.

Doch was soll eine Thronfolger-Ehe im 21. Jahrhundert für das Land leisten? Ist die royale Show mit Spatenstichen und Kinderkrankenhaus-Eröffnungen die 73 Euro-Cent wert, die sie jährlich jeden Untertan kostet? Und wenn das Königshaus modernisiert, volksnäher und unprätentiöser agiert, wäre es dann nicht nur konsequent, seine Repräsentantenrolle gleich vom Premierminister miterledigen zu lassen?

Die eine Lektion lautet: Es gibt viele Reiche in Großbritannien, die wenig zum Wohlergehen des Landes beitragen. Und die zweite Lektion kommt ur-britisch daher: Die Monarchie ist vielen immer noch lieber als die EU.

Die Queen scheint sparsamer, billiger, unterhaltsamer und unparteiischer als jeder Brüsseler Bürokrat. Gerade in diesen Tagen war man sich im Königreich in diesem Punkt so einig wie nie zuvor.