Operationen: Geld steht im Mittelpunkt, nicht der Patient

Krankenkassen und Krankenhäuser streiten um Operationen

Mit Studien ist das wie mit Gutachten. Oft ist es hilfreich zu schauen, wer sie in Auftrag gegeben hat, um das Ergebnis besser beurteilen zu können. Eine Untersuchung im Auftrag der Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) ist nun wenig überraschend zu der Erkenntnis gelangt, dass in deutschen Krankenhäusern zu viel operiert wird. Faktisch dürfte das sogar stimmen.

Denn Operationen sind zählbar, und wenn ihre Zahl binnen eines Jahres um 300 000 auf 18,3 Millionen Fälle steigt, ist die Frage berechtigt, ob das deutsche Volk wirklich so krank sein kann.

Die das wissen können, schweigen bisher. Statt ihrer meldet sich pflichtschuldigst der Verband der Krankenhäuser und verweist auf die demografisch begründete Notwendigkeit von Knie-, Hüft- und Rückgrat-Operationen. Und auch das klingt plausibel.

Schließlich wird der Mensch dank der Medizin immer älter. Also ist es logisch, dass mehr Herzen, Gelenke und Wirbelsäulen reparaturbedürftig sind.

Nun wäre die gesamte Diskussion aller Ehren wert, ginge es um das Wohl jener, welche die gut 18 Millionen Operationen bezahlen müssen. Es geht aber nicht um die Patienten und die beitragspflichtigen Mitglieder der Kassen. Es geht ums Geld und um das Wohlbefinden der Schatzmeister von Krankenkassen und Krankenhausgesellschaften.

Soweit ist es gekommen in einem der immer noch besten Gesundheitswesen der Welt. Milliarden über Milliarden fließen seit Jahr und Tag in das viel zu komplizierte System. Und die Lobbyisten derer, die davon leben, stöhnen regelmäßig, dass es immer noch nicht reicht. Das ist für sie jedoch kein Problem, solange die Beiträge erhöht werden und niemand diesem Spiel ein Ende setzt.

Zu diesem Schritt ist bisher keine Bundesregierung wirklich fähig gewesen. Es wurde und wird geflickt statt zu reparieren. Praxisgebühr hier, Selbstbeteiligung dort. Auf der Strecke bleibt zuerst die Transparenz, dann das Wohlergehen der Patienten.

Es ist noch nicht sehr lange her, dass ein junger Funktionär der CDU Hüftoperationen bei Senioren infrage stellte. Davon ist Deutschland zum Glück noch weit entfernt. Aber das unverhohlene Gerangel um möglichst große Stücke vom Milliardenkuchen könnte bei Patienten Befürchtungen wecken, dass das nicht mehr lange so bleibt.