Meinung Personalrochade bei der SPD - Eine Chance im Unglück
Die schwere Krebs-Erkrankung von Erwin Sellering und der damit verbundene Rückzug vom Amt des Ministerpräsidenten in Schwerin sind zweifellos tragisch. Gleichwohl bietet sich Sellerings Partei, der SPD, nun die Chance für einen organisatorischen Befreiungsschlag.
Und Kanzlerkandidat Martin Schulz hat sie genutzt. Indem Familienministerin Manuela Schwesig Sellerings Posten übernimmt, wird der Weg für die hoch umstrittene Partei-Generalsekretärin Katarina Barley aus dem Willy-Brandt-Haus frei, in das nun wiederum Hubertus Heil einzieht, der mit diesem Posten bestens vertraut ist.
Der Höhenflug des Martin Schulz hat bekanntlich bei den letzten drei Landtagswahlen ein vorläufiges Ende gefunden. Die Umfragen sind mau, und die SPD-Zentrale hat darauf schlecht reagiert. Besonders drastisch wurde das zuletzt bei der verpatzten Vorstellung des Wahlprogramms deutlich. Termin angesetzt, Termin abgesagt und dann wieder angesetzt. Größer hätte das Chaos kaum sein können. Und Katarina Barley machte dabei keine gute Figur. Es mangelt im SPD-Wahlkampf erkennbar an Koordination und Professionalität. Und an kurzer klarer Sprache. Nun will Schulz mit Hubertus Heil endlich wieder in die Offensive kommen. Heil weiß, wie Wahlkampf geht. Obendrein hat er als bisheriger Fraktionsvize speziell die Themen Wirtschaft und Bildung beackert. Davon wird zweifellos auch der Bundestagswahlkampf geprägt sein. Vor diesem Hintergrund kann es für Schulz also nur besser werden.
Und Manuela Schwesig? Die politische Karriere-Frau aus dem Osten wird ihre Familienkompetenz auch von Mecklenburg-Vorpommern aus in den Bundestagswahlkampf einbringen. Das entsprechende Kapitel im SPD-Programm trägt ohnehin ihre Handschrift. Kurzum, die SPD ist jetzt besser aufgestellt als vorher. Wenn auch unfreiwillig.