Portugal: Die Krise mit dem Domino-Effekt

Nun will auch Portugal unter den Euro-Rettungsschirm

Erst Griechenland, dann Irland, jetzt Portugal: Wie bei den Dominosteinen fällt ein Euro-Land nach dem anderen — und hängt sich an den europäischen Finanztropf. Da stellen sich einige bange Fragen: War das nun alles, oder fallen weitere Wackelkandidaten? Wie viele Sorgenkinder kann Europa verkraften?

Für die EU-Finanzminister, die sich Freitag auf ihrem Treffen in Ungarn eigentlich mit Rohstoffmärkten und der neuen EU-Finanzaufsicht befassen wollten, rutscht damit die wieder aufgeflammte Schuldenkrise in Europa ganz oben auf die Tagesordnung. Und es wird sich Unmut darüber breit machen, dass die Portugiesen viel zu lange gezögert und taktiert haben, bis sie den europäischen Rettungsring aufgenommen haben.

Unmut wird es auch darüber geben, dass die Portugiesen um Hilfe rufen, obwohl sich die Politiker trotz der dramatischen Haushaltslage des Landes noch nicht einmal auf ein eigenes Sparpaket einigen konnten. Daran ist letztlich sogar die Regierung zerbrochen. Hier entsteht der Verdacht, dass die Parteien unbequeme Entscheidungen gescheut haben — und sie diese nun lieber der EU in die Schuhe schieben wollen. Insofern müssen die Europäer auch sehr genau hinschauen, bevor die finanziellen Hilfspakete gen Portugal rollen, denn die Gelder dürfen nur gegen empfindliche Auflagen verteilt werden. Schließlich haften die europäischen Steuerzahler für die Hilfen, allen voran die deutschen.

Um die Ansteckungsgefahr unter den wackelnden Euro-Ländern zu bannen, reicht der Rettungsschirm alleine aber nicht aus. Auch das zeigt der Fall Portugal. Kaum ist ein Land gefallen, wenden sich Spekulanten schon dem nächsten Kandidaten zu.

Auf längere Sicht werden sich die Europäer mit einer bisher als Tabu geltenden Umschuldung zumindest für einzelne Länder befassen müssen. In einem solchen Fall würden auch private Gläubiger auf einem Teil ihrer Forderungen sitzen bleiben.

Dieses Szenario gilt an den Finanzmärkten zwar als Katastrophe. Das Beispiel Griechenland zeigt aber, dass ein solcher Schritt notwendig werden könnte. Selbst ein milliardenschweres Hilfspaket hat die Situation dort nur kurzfristig entspannt. Schon wird wieder darüber spekuliert, ob die Griechen ihre Schulden jemals werden zurückzahlen können.