Schluss mit der Null-Zins-Politik

Die Geldpolitik der USA ist ein Risiko für die ganze Welt.

Die Amerikaner drucken Geld, und der Dax vollführt Freudensprünge. Die Zinspolitik der US-Notenbank führt in diesen Tagen eindrucksvoll vor, dass die Welt ein Dorf geworden ist. Wenn die USA husten, bekommt der Rest der Welt eine Lungenentzündung. Wenn Uncle Sam die Geldbörse offen hält, knallen auf allen Kontinenten die Sektkorken.

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind eine Supermacht. In ihrer globalen Bedeutung kann ihnen allenfalls China noch das Wasser reichen. Deshalb sind die Freudensprünge des Dax’ mit großer Vorsicht zu genießen.

Zwar ist es für alle auf den ersten Blick eine gute Nachricht, dass die Lenker der Notenbank die US-Bürger und die Unternehmen bei Kasse halten. Denn zinsgünstiges Geld kurbelt die Nachfrage an. Und die USA kaufen gern in China, aber auch in Europa, vor allem in Deutschland. Also alles eitel Sonnenschein? Weiter so mit der Null-Zins-Politik?

Besser nicht. Denn billiges Geld vernichtet Sparguthaben, weil Banken sich beim Staat günstiger mit frischem Geld versorgen können und deshalb niedrige Guthabenzinsen gewähren.

Außerdem treibt zu viel Geld im Markt die Preise hoch, führt zu ungezügeltem Konsum und letztlich zu noch mehr überschuldeten Privathaushalten. Wenn die Blase schließlich platzt, ist wieder „Lehman-Zeit“. Dann ist die neue Krise da, ehe die alte richtig abgearbeitet ist. Das kann niemand wollen.

So schön billiges Baugeld oder geringe Zinsen fürs neue Auto für den Einzelnen auch sind, die Wirtschaftslage insgesamt wird labil, wenn jeder glaubt, sich alles leisten zu können, weil Kredite nichts kosten. Denn die Zeit der Rückzahlung kommt auf jeden Fall. Gleichzeitig steigen mit der Nachfrage nach Konsumgütern die Verbraucherpreise. Die Folgen sind Firmenpleiten und Privatinsolvenzen.

Dieses Szenario ist keine Unkerei, sondern ein Zitat der jüngsten Vergangenheit in den USA und in Europa. Deshalb sollte der Rest der Welt seinen — wenn auch kleinen — Einfluss auf die Supermacht USA nutzen, um dort eine Abkehr von der gefährlich lockeren Geldpolitik zu erreichen. Noch eine Lehman-Pleite kann sich die Weltgemeinschaft nicht leisten.