Zeit der verqualmten Eckkneipe ist vorbei

Bundesbürger befürworten strikten Nichtraucherschutz

Der Nichtraucherschutz hat sich bewährt. Dass eine Mehrzahl der Deutschen ein Rauchverbot unterstützt, zeigt die abnehmende Zahl der Raucher. Eine Minderheit, die sich jedoch gut organisiert hat und verbissen für ihr vermeintliches Grundrecht kämpft, jederzeit und überall qualmen zu dürfen. Das immer gleiche Argument der Raucher: Sie würden diskriminiert, ihre Selbstbestimmung eingeschränkt. Das zieht aber nicht. Denn wer raucht, schadet nicht nur sich selbst, sondern durch das Nikotin auch immer seinem direkten Umfeld.

Aktuelles Ziel der Raucherfront in NRW ist es, die Verschärfung des Rauchverbots rückgängig zu machen. Der Stand vor dem 1. Mai ist aber keineswegs erstrebenswert. War das Nichtraucherschutzgesetz damals doch voller Schlupflöcher. Die Kneipenbesitzer übten sich in Kreativität und nutzten die Gesetzeslücken. Plötzlich gab es überall nur noch „Raucherclubs“, jeder Besucher wurde schnell zum Mitglied. Ein Nichtraucherschutz für die Angestellten war so nicht gesichert, und auch für Gäste war stets unklar, was sich hinter der Kneipentür verbarg.

Die Raucherlobby schimpfte viel vor dem 1. Mai, aber das strikte Rauchverbot ist nun vier Monate alt — und die Welt ist nicht untergegangen. Im Gegenteil. Das Rauchverbot wird angenommen. Das mag auch daran liegen, dass die Zeiten, in denen es cool war, mit der Fluppe in der Hand dazustehen, passé sind.

Tatsächlich rauchen immer weniger junge Menschen. Der Anteil der jugendlichen Raucher sank laut einer Umfrage von 27,5 Prozent im Jahr 2001 auf zwölf Prozent im vergangenen Jahr. Drei Viertel der Jugendlichen haben sogar noch nie auch nur an einer Zigarette gezogen.

Nicht das strikte Rauchverbot, sondern geänderte Gewohnheiten führen tatsächlich zu einem Kneipensterben. Das liegt vor allem daran, dass der typische Kneipengänger langsam aber sicher ausstirbt. Der Bedarf für die kleine verqualmte Eckkneipe nimmt deshalb immer weiter ab. Und da die Nachfrage den Markt reguliert, werden sicher noch mehr Eckkneipen sterben — wenn die Raucherlobby es nicht schafft, sie zum Weltkulturerbe erklären zu lassen.