Der reizbare Horst Seehofer
Die bayrische Landtagswahl macht die CSU extrem nervös
Zyniker fragen schon, ob die Regierungsbildung nach einem schwarz-gelben Wahlsieg im Bund an den misslungenen Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und CSU scheitern könnte. So dramatisch wird es zwar nicht kommen, aber die Gräben zwischen den Schwesterparteien sind schon tief. Und die Bayern sind nervös, weil es am 15. September bei der Landtagswahl darum geht, ob die CSU wieder das schafft, was jahrzehntelang selbstverständlich war, beim letzten Mal aber nicht mehr geklappt hat: die alleinige Mehrheit im Maximilianeum.
Spätestens seit Angela Merkel im TV-Duell am Sonntag der von CSU-Chef Horst Seehofer so wichtig genommenen Pkw-Maut eine Absage erteilt hat, knirscht es wieder zwischen München und Berlin. Seehofer darf seine Rolle als starker Mann, der sich aus Preußen nichts sagen lässt, nicht infrage stellen lassen. Deshalb muss er alle urbayrischen Klischees einsetzen und lospoltern. Aber wiederum nicht zu heftig, denn eine Woche nach der Bayern-Wahl müssen mehr als 50 Prozent der Bayern hinter der Berliner Unions-Politik stehen, um den Fortbestand der dortigen Koalition zu sichern.
Die Gereiztheit der CSU liegt nicht nur in den Kabbeleien mit der CDU begründet, sondern an ihrer fundamentalen Verunsicherung. Sie mag nicht akzeptieren, dass die alte Gleichung CSU = Freistaat nicht mehr gilt. Zu Zeiten von Politikern wie Alfons Goppel oder Franz-Josef Strauß ging ohne die Partei nichts, was sie entsprechend überheblich machte. Die Quittung: Schon in den 80er Jahren musste die CSU in der Kommunalpolitik Rückschläge einstecken, als sich Konservative vermehrt bei den Freien Wählern organisierten. Lange vermied diese Gruppe, sich landespolitisch zu engagieren. Heute tut sie es, raubt der CSU Stimmen, so dass die zähneknirschend mit der FDP koalieren musste.
Seehofer wird bis zur Bayern-Wahl noch mehr Spitzen in Richtung Berlin schicken. Denn die absolute Mehrheit der CSU ist alles andere als sicher, sogar der Fortbestand der derzeitigen Koalition könnte gefährdet sein, falls die FDP scheitert, aber SPD, Grüne und Freie Wähler sehr gut punkten und sich einigen. Für Bayern wäre das ein unvorstellbarer Erdrutsch, der Auswirkungen bis nach Berlin hätte.