Pro und Contra Selbstquarantäne vor Weihnachten - Qual oder Segen?

Meinung | Wuppertal/Krefeld · Die Länder haben sich auf Corona-Regeln zu den Festtagen geeinigt: Unter anderem wird eine Selbstquarantäne vorgeschlagen, um Infektionen unter dem Weihnachtsbaum zu vermeiden. Eine gute Idee? Ein Pro-und-Contra.

Selbstquarantäne vor Weihnachten - Qual oder Segen?
Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Wenn es nach den Ländern geht, werden Familienfeiern an Weihnachten eingeschränkt möglich sein. Doch vorher sollen sich die Bundesbürger in eine mehrtägige Selbstquarantäne begeben, um die zu schützen, die sie während der Feiertage treffen. Der Höhepunkt eines Jahres voller Entbehrungen oder eine willkommene Ruhepause? Zwei Autoren unserer Redaktion haben da ganz unterschiedliche Meinungen.

Pro: Endlich mal besinnliche Weihnachten

Von Sebastian Paschold

Eine mehrtätige Selbstquarantäne kommt einem Versprechen gleich: Ruhiger als sonst in die Weihnachtsfeiertage starten. Denn ich bin einer dieser Experten, die am Vormittag des 24. Dezember durch die Innenstadt hetzen, um auf die letzte Sekunde noch das eine oder andere Präsent für die Liebsten zu besorgen. Dieses Jahr werde ich meine Anstrengungen verdoppeln, die nötigen Kleinigkeiten im Voraus zu besorgen. Aus zwei Gründen, die beide nur indirekt damit zu tun haben, was die Landesminister oder die Kanzlerin beschließen oder nicht: Erstens mag ich den Gedanken als Mitglied der Gesellschaft durch mein Handeln dabei zu helfen, den Schaden, der Pandemie zu minimieren. Wenn es in belebten Straßen meiner Heimatstadt Krefeld doch mal enger wird, wird mir mulmig, bei einem Kratzen im Hals bleibe ich lieber im Homeoffice, um die Kollegen nicht zu gefährden.

Zweitens habe ich schlichtweg nichts dagegen, ruhiger in die Festtage zu starten. Vielleicht verschafft mir die Isolation die Gelegenheit, das Buch zu lesen, das seit Monaten halb angeblättert im Regal liegt. Oder mal wieder eine Schalplatte aufzulegen und nichts anderes zu machen, als einfach nur Musik zu hören.

Was dieses Jahr auf jeden Fall wegfällt, ist eines der Leiden einer versprengten Patchwork-Familie: Die schier atemlosen Fahrten von einem Teil der Familie zum nächsten, die sich meist über alle Feiertage strecken. Nach drei Fondues und vier Bescherungen kann eigentlich nur der Fall in ein tiefes Loch zwischen den Jahren folgen. Dieses Jahr könnte das gleichmäßiger ablaufen, statt Flickenteppich ausnahmsweise mal mehr roter Faden, ein einfacher Plan: Ein Heiligabend und dann Tage mit der eigenen Kleinfamilie.

Contra: Selbstquarantäne als Zerreißprobe

Von Jessica Küppers

Die Idee der Länder, Bürger vor Weihnachten in Selbstquarantäne zu schicken, ist Illusion und Zerreißprobe zugleich. Wir wollen doch endlich wieder Freunde und Familie treffen, in den Urlaub fahren, einfach unser normales Leben leben. Und einige Menschen machen das offensichtlich ohne Quarantäne schon viel zu häufig. Sonst wären die Corona-Zahlen längst nicht mehr so hoch.

Ich frage mich: Ist es richtig, ausgerechnet jetzt die Bremse noch weiter anzuziehen und Selbstquarantäne einzufordern? Um es gleich vorwegzunehmen: Ja. Trotzdem habe ich Zweifel, ob die schärferen Regeln der Länder am Ende greifen oder ob sich durch die zusätzlichen Einschränkungen langsam ein kindlicher, egoistischer Trotz regt, der die eigenen Bedürfnisse über das Wohl der Allgemeinheit und vor allem über das Wohl der Risikogruppen stellt.

Vielleicht ist es am Ende wie beim Rauchen oder Alkohol trinken: Wenn es nicht offiziell erlaubt ist, macht man es eben heimlich. Erst recht, wenn Regeln wie Selbstquarantäne kaum kontrollierbar sind.

Klar ist: Wir müssen uns auf mehr Diskussionen gefasst machen. Standhaft zu bleiben und sich weiterhin nicht mit Familie und Freunden im heimischen Wohnzimmer zu treffen, ist schon jetzt eine Herausforderung. Und es wird in den nächsten Wochen zu einer echten Zerreißprobe werden. Mit Besinnlichkeit und dem Fest der Liebe hat eine vorweihnachtliche Selbstquarantäne jedenfalls herzlich wenig zu tun.