Meinung Beängstigend realistisch: Kriegsgefahr - Der Konflikt zwischen USA/Iran droht zu eskalieren

Meinung · Es ist zum Fürchten: Nach dem Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die iranische Luftabwehr könnte der Streit zwischen Washington und Teheran außer Kontrolle geraten.

US-Präsident Trump hat nach einem Bericht der «New York Times» Luftangriffe auf den Iran gebilligt, diese dann aber in der Nacht zum Freitag abrupt gestoppt.

Foto: dpa/Alex Brandon

Zunächst genehmigte US-Präsident Donald Trump Vergeltungsschläge, dann gab er das Kommando zum Rückzug. Was nach einem irren Hin und Her aussieht, entspricht durchaus der Widersprüchlichkeit der Trumpschen Heilsversprechen. Auf der einen Seite will der Präsident am liebsten alle US-Truppen aus dem Ausland zurückholen; die Rolle Amerikas als Weltpolizei lehnt er ab, sollen die ihre Probleme doch alleine lösen. Auf der anderen Seite kann Trump nicht hinnehmen, dass Teheran ihn öffentlich vorführt. Er hat einen Ruf als starker Mann zu verlieren.

Für den Moment hat sich Trump gegen die Eskalation entschieden. Aber viel spricht leider dafür, dass das nicht so bleibt. Die beiden wichtigsten Berater des Präsidenten, Außenminister Mike Pompeo und Sicherheitsexperte John Bolton, stehen für eine ganz harte Linie. Beide wollen den Iran nicht nur schwächen, sie streben einen Regimewechsel in Teheran an – und schrecken dabei keineswegs vor militärischen Mitteln zurück. Weil die Mullahs nicht weichen werden, wird der Krieg am Persischen Golf immer wahrscheinlicher. Trumps bisherige Politik folgt einem eindimensionalen Muster: Druck und Drohung. Er sucht nicht den Ausgleich, nicht den fairen Kompromiss, sondern den aus seiner Sicht besten Deal. Und im Falle Teherans ist das die militärische Konfrontation.

Ein Kommentar von Rolf Eckers.

Foto: Sergej Lepke

Gegen das Bitten und Flehen fast aller Länder dieser Welt hat Trump das Atomabkommen mit dem Iran aufgekündigt. Ein fataler Fehler. Ohne Zweifel finanziert Teheran Terrortruppen. Hamas, Hisbollah, Huthis – überall im Nahen und Mittleren Osten agieren militante islamistische Gruppen im Sinne der Mullahs. Den Iran streng zu kontrollieren, ist deshalb gut und richtig. Genau das war der Sinn des Atomabkommens. Doch die Zeit der Kooperation ist vorbei. Trumps Politik stärkt jene radikalen Kräfte in Teheran, die die Gewalt nicht scheuen.

Ob im Irak, in Syrien oder im Libanon: Überall verfügt der Iran über Verbündete, die jederzeit Stützpunkte der Amerikaner angreifen können. Eine solche Auseinandersetzung am Persischen Golf würde den gesamten Ölhandel in der Region lahmlegen und hätte unkontrollierbare Folgen für die Weltwirtschaft. Was noch schwerer wiegt: Der militärische Konflikt selbst wäre nicht beherrschbar, weil auf beiden Seiten Politiker das Sagen haben, die von Hass und Geltungssucht getrieben werden. Es ist wirklich zum Fürchten.