2000 Brieftauben auf Jungfernflug

Zweimal pro Jahr starten in Burscheid Jungtiere zu einem Trainingsflug.

Burscheid. "Drei, zwo, eins - jetzt!" Fast zeitgleich öffnen Günter Hanke, Arno Geldner und Siegfried Lenz die Klappen der Holzverschläge. Ungefähr 80 Brieftauben stürzen nach draußen, schlagen mit den Flügeln und schwirren mit weit geöffneten Schwingen über den Parkplatz.

Noch fehlt ihnen die Orientierung. Doch schon bald sammeln sie sich in einem Schwarm, drehen geordnete Runden über den Köpfen der Zuschauer und steigen immer höher. Dann sind sie aus dem Blickfeld verschwunden.

Die Jungtauben von Siegfried Lenz sind nicht die einzigen, die in Burscheid auf ihren Jungfernflug gehen. Rund 2000 Brieftauben der Reise-Vereinigung Düsseldorf warten schon seit dem frühen Morgen auf den Startschuss. Doch noch ist kein Wölkchen am strahlend blauen Himmel zu sehen. "Wir müssen warten, bis wir das Okay aus Düsseldorf bekommen", sagt Günter Hanke. Und ein wolkenloser Himmel sei keine ideale Startbedingung für die Vögel. "Sie steigen sonst zu hoch in den Himmel und fliegen über Düsseldorf hinaus", sagt Hanke.

Der 66-Jährige ist einer von 60 Taubenzüchtern, die sich in Düsseldorf zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die Brieftauben für Preisflüge zu trainieren. Zwei bis dreimal pro Jahr fahren sie mit ihrem umgebauten Lkw nach Burscheid.

Vom Federal-Mogul-Parkplatz auf dem Griesberg sollen die Vögel auf dem schnellsten Weg zu ihrem Schlag zurückfliegen. "Meist sind sie schon vor mir wieder zu Hause", sagt Siegfried Lenz.

Auch diesmal hat er Glück: Nach einer halben Stunde sind alle seine Brieftauben in Langenfeld gelandet. Ganz ungefährlich ist so ein Probeflug für die Tauben nämlich nicht. Ab und zu finden sie nicht mehr nach Hause zurück oder werden von Greifvögeln gerissen.

Dann wird es endlich auch für die Tauben aus Düsseldorf Ernst. Als sich gegen 14 Uhr die Jalousie langsam öffnet, steigen die Tiere sofort in den Himmel und sind innerhalb von Sekunden verschwunden. Nur ein paar Tauben haben den Startschuss wohl überhört. Mit einem Staubwedel werden sie aus ihren Verschlägen gescheucht. Dann machen auch sie sich auf den Heimflug.