Angestellte zum dritten Mal überfallen

Mit einem Messer haben Räuber eine Mitarbeiterin (66) der Spielhalle Luisenstraße bedroht. Jetzt will sie aufhören.

Burscheid. Wieder ein Raubüberfall auf eine Spielhalle - für Polizei und Presse ist das fast schon Routine. Für Eva F. nicht. Dreimal innerhalb von anderthalb Jahren ist die Spielhalle in der Luisenstraße überfallen worden. Und jedes Mal hat es dieselbe Mitarbeiterin getroffen. "Aber jetzt ist Schluss", sagt die 66-Jährige. "Ich kann nicht mehr."

In der Nacht zum Dienstag war es wieder so weit. Eva F. hatte den letzten Gast gegen 23 Uhr verabschiedet, danach abgeschlossen und wie immer den Eingangsbereich geputzt. Mit dem Putzwasser wollte sie eben noch das Laub vor dem Eingang wegspülen, bevor sie sich an den Kassenbericht gesetzt hätte.

Als sie dafür noch einmal kurz die Eingangstür aufschließt, stürmen zwei Männer auf sie zu. Einer hält ein Messer in der Hand und bedrängt sie: "Rein, los, rein!" Die Angestellte versucht sich mit dem Putzeimer zu wehren, doch der wird ihr aus der Hand geschlagen.

In der Halle brüllt der Räuber sie mit Blick auf den Wechselautomaten an: "Geld her. Mach auf, mach auf!" Schließlich händigt sie ihm die Wechselkasse aus, ehe der Täter mit seinem Komplizen, der vor der Tür Wache gehalten hatte, in Richtung Burbachstraße und Im Durfeld davonläuft.

"Die Leute wissen gar nicht, was sie einem damit antun", sagt Eva F. am Tag danach. Seit 14 Jahren arbeitet sie für die Spielhalle. Im März vergangenen Jahres, wenige Tage vor ihrem 65. Geburtstag und dem Beginn des Rentenalters, wurde sie das erste Mal überfallen, damals mit einer Pistole.

"Du hast vor denen keine Angst", hat sich die frische Rentnerin im Anschluss gesagt und ist als Aushilfe weiter sechs Tage im Monat in die Spielhalle gegangen. Andernfalls, erzählt sie, wäre ihr zu Hause die Decke auf den Kopf gefallen. "Allerdings habe ich mich seither nachts immer mit dem Taxi abholen lassen."

Das zweite Mal trifft es Eva F. am ersten Weihnachtstag 2007. Danach geht es ihr deutlich schlechter, sie begibt sich in Behandlung, muss Tabletten nehmen, um nachts noch schlafen zu können. Jetzt, nach dem dritten Überfall, sagt sie: "Ich habe meinem Sohn und meiner Schwiegertochter versprechen müssen, dass ich da nicht mehr hingehe. Ich bin jetzt dreimal nicht verletzt worden, aber es hätte auch anders kommen können."

An Zufall mag die 66-Jährige dabei nicht glauben: "Die suchen sich das schwächste Glied aus und das bin ich, die Älteste." Ohnehin hat sie den Eindruck, dass die Zahl der Überfälle zunimmt: Nicht nur ähnliche Taten in den Spielhallen im Industriegebiet und Hilgen, bei Schlecker und Optik Breidbach sieht sie als Indiz, sondern auch manche entrissene Handtasche. "Und das in diesem kleinen Kaff hier."

Die Kripo hat ihr nach dem jüngsten Überfall die Adresse einer Trauma-Praxis in die Hand gedrückt. "Da werde ich jetzt anrufen, damit die Verarbeitung sich nicht wieder so lange rauszieht."