Intensives Interesse am Portrait

„Kunst im Rathaus“ diesmal mit Werken von Tanja Lehmann.

Burscheid. Als sich die Masse der Kunstinteressierten langsam in Bewegung setzte und mit dem obligatorischen Glas Sekt in der Hand auf Erkundungstour durch die Katakomben des Rathauses ging, blieb die Protagonistin noch eine Zeit lang auf ihrem Platz sitzen. Tanja Lehmann hatte einen kompetenten Gesprächspartner gefunden. Es hatte sich der Mann zur ihr gesellt, der die 33-Jährige zuvor mit einer Laudatio bedacht hatte und nun noch ein paar ganz persönliche Worte wechseln wollte.

Für jene Rede anlässlich der zwölften Auflage von "Kunst im Rathaus" hatte Hausherr Hans Dieter Kahrl die Drähte in seine Heimatstadt Solingen glühen lassen und mit Rolf Jessewitsch vom Museum Baden einen Mann engagiert, der sein Handwerk versteht. Für eine Vernissage im Rathaus gebe es laut Kahrl "keinen Kompetenteren in der Region".

Mit derartigen Vorschusslorbeeren ausgestattet, schritt der Solinger Museumsleiter, zugleich Vorsitzender des Verbandes Rheinischer Museen, am Freitagabend ans Pult und präsentierte den rund hundert Gästen im Sitzungssaal einen kleinen Streifzug durch die mit Traditionsbrüchen versehene deutsche Kunstgeschichte.

Es sei für die heutige Zeit sehr außergewöhnlich, dass sich junge Künstler so ausgiebig mit Porträts beschäftigen wie Tanja Lehmann. Jessewitsch sprach von der "Plastik als Form gewordenes Körpergefühl", wie es die Bildhauerin Milly Steger einst ausdrückte. Auch die Bandbreite an Techniken, die bei der Bechenerin zu finden sind, beeindrucken ihn: "Für mich hat es sich gelohnt, durch die Ausstellung zu gehen."

Die lobenden Worte gingen der frisch diplomierten Künstlerin, die ihre Bilder am liebsten mit Kohle und Kreide malt und ebenso Plastiken in Bronze, Steinguss oder Gips anfertigt, runter wie Öl. "Ich habe jedes Wort genossen", erklärte sie. Ein Lob von höchster Stelle war aber auch für die ausgezeichnete Künstlerin und Bildhauerin etwas Besonderes. "Von jemand anderem beschrieben zu bekommen, wie er meine Kunstwerke empfindet und dabei dasselbe Gefühl hat wie ich, ist ein seltenes Erlebnis", berichtete Tanja Lehmann.

Nach dem Abschluss ihres Studiums in Dresden und ihrer Rückkehr ins Bergische Land war die Ausstellung im Rathaus die logische Fortsetzung. "Ich fühle mich hier sehr wohl und zu spüren, dass die Leute meine Werke gerne anschauen, macht mich froh."