Auch Lohengrin schaut kurz vorbei

Denkwürdige Nacht aus dem Vereinsleben der Kaltenherberger bildet den Kern des Stücks.

Burscheid. "Mää-äää-äää". Wie eine bergische Hippe meckerte Reinhold Tull auf dem Höhepunkt des neuen Schwanks der Heimatfreunde. "Et Jubiläum" von Waltraud Küpper hatte am Samstag beim Bergischen Abend Premiere im ausverkauften Haus der Kunst. Tull hatte die Lacher auf seiner Seite, als er mit einer Stoffziege im Arm auf der Bühne auftauchte.

Die Handlung des Stücks hatte Küpper einer wahren Begebenheit aus dem Vereinsleben entnommen. 1963 zum 25-jährigen Vereinsjubiläum hatten die Kaltenherberger Männer sich die Nacht um die Ohren geschlagen, weil das Festzelt bei Neuboddenberg festgefahren war.

Was in der Nacht sonst noch passiert sein soll, darum ranken sich viele Geschichten. In dem Schwank brachte Küpper so ziemlich alles unter: einen runden Geburtstag, Verlobung, eine goldene Hochzeit, Raub, Suff und ein Fisternöl (Liebschaft).

Ungläubig staunte das Publikum, als Küpper kurzerhand noch eine bergische Fassung der Wagner-Oper Lohengrin unterbrachte. Fuhr da doch tatsächlich ein Schwanenboot über die Bühne. In wenigen Minuten war die Geschichte durchgespielt, Elsa von Brabant wieder Single und Lohengrin auf seinem Boot abgereist. Einen Chor brauchten die Kaltenherberger nicht. Kristina Gerlach sang die Oper in wenigen Strophen allein.

Die Eigenarten der 60er tauchten mehrfach auf. Neben Ziegen, die damals noch gehalten wurden, hatten auch Waschbütt, Frisiermäntelchen und ein Papp-Pferd ihren Auftritt.

Um 1950 war "Wenn et Mai wü’erd" angesiedelt. Bei dem Stück standen 17jugendliche Heimatfreunde auf der Bühne. Petticoat und Rock’n’Roll auf dem Hof gehörten in die Zeit und die Tradition des Maibaumsetzens gibt es auch heute noch. Dass das Stück vor zehn Jahren schon einmal aufgeführt wurde - damals spielte es allerdings um 1900 - störte nicht.

Hildegard Jäger gehört zwar zum Stammpublikum, sagte aber: "Wenn das schon mal lief, dann habe ich das nicht bemerkt." So sah es auch Hertalore Steinsträßer, die vom Bergisch Platt der Jungen und Mädchen überzeugt war: "Wenn es auch nicht jedem liegt - sie machen das sehr gut."

Das Publikum des Bergischen Abends selbst wäre wohl auch einmal ein Stück wert. Jedes Jahr nehmen die Anhänger der Mundart schon Stunden vorher ihre Plätze ein und hungern in der Pause nach Blutwurst oder Schmalzbroten. Küpper: "Manchmal hören wir die Herrschaften in der ersten Reihe von der Bühne aus stöhnen, sie wären müde vom Sitzen."

Wer weniger als eine Stunde vor dem offiziellen Beginn eintraf, sah "Zustände wie beim Winterschlussverkauf". So beschrieb es Besucherin Kirsten Kühn.

Weitere Aufführungen am 25.10. (19Uhr) und 26.10. (17 Uhr).