Auf diese Ampel kann man hören

Burscheids erste Blindenampel ist nicht zufällig an der Luisenstraße entstanden. Daniel Walther hofft durch sie auf mehr Selbstständigkeit.

Burscheid. Seinen Blindenstock mag Daniel Walther nicht besonders. In der Werkstatt Lebenshilfe zum Beispiel klappt er ihn gerne zusammen und tut ihn dahin, "wo er nicht nervt". Andererseits verspricht der Stock auch in Situationen Selbstständigkeit, in denen der 25-Jährige sonst auf fremde Hilfe angewiesen wäre. Denn selbstständiger will Daniel Walther werden, seit er Anfang des Jahres in eine der Wohngruppen der Lebenshilfe in der Hauptstraße gezogen ist.

Als im September bekannt wurde, dass sich die Freigabe der Luisenstraße trotz Abschluss der Kanal- und Straßenbauarbeiten weiter verzögert, weil dort noch Burscheids erste Blindenampel installiert werden sollte, gab es zunächst einmal Unmut. Warum eine Blindenampel gerade an dieser vergleichsweise kleinen Kreuzung nötig ist, fragten sich nicht nur Anwohner. Und hätte man das Ganze nicht frühzeitiger planen können?

Die Notwendigkeit der Ampel hat einen Namen: Daniel Walther. Von seiner Betreuerin Regina Bornefeld stammt die Idee. Zunächst hatte die Teamleiterin der beiden Wohngruppen nur an die Ampel an der Einmündung der Luisenstraße gedacht. Inzwischen ist aber die ganze Kreuzung mit Blindenampeln ausgestattet - auch mit Blick auf das Betreute Wohnen in der Mittelstraße, die Erreichbarkeit des Ärztehauses und der Apotheke.

Vom Runden Tisch für Menschen mit Behinderungen fand die Ampelidee im Frühsommer den Weg in den Behindertenbeirat. Behindertenberaterin Helena Körsgen vom ASB machte sich bei einer Ortsbesichtigung ein eigenes Bild von der Lage. Die Sitzung, auf der der Antrag beschlossen wurde, erfolgte aber erst am 25.August. Da waren die Bauarbeiten längst im Gange. "Das ist blöd gelaufen", zeigt Bornefeld Verständnis für den Ärger der Anwohner. Dass es dennoch geklappt hat, davon ist die 41-Jährige allerdings begeistert.

Seit seiner Geburt ist Daniel Walther blind und geistig behindert. Früher, in der Blindenschule, war er schon einmal in der Lage, Fahrrad zu fahren. Dann hat die Selbstständigkeit nachgelassen. Jetzt will er einen neuen Anlauf machen. Der Augenarzt wird ihm in Kürze ein Mobilitätstraining verordnen. Dann kommen Experten vor Ort, um mit ihm das Zurechtfinden außerhalb der Wohngruppe zu üben.

"Am Anfang hat er sich nur vor die Tür getraut, wenn sich jemand bei ihm untergehakt hat", erzählt Regina Bornefeld. Inzwischen ist er mit seinem Stock schon frei unterwegs, wenn auch in Begleitung.

Unlängst haben er und seine Betreuerin bereits den Weg von der Hauptstraße quer durch die Innenstadt zum Thomashof und zurück gemeistert - selbst wenn es am Ausflugsziel dann so voll war, dass sie schließlich zum Kaffeetrinken im Baumarkt gelandet sind.

"Ich denke, wenn er intensiv trainiert, wird er auch ganz allein in die Stadt gehen können", glaubt die Teamleiterin, auch wenn ihr Schützling sagt: "Ich werde die Angst immer mit mir tragen, egal wo ich hingehe."

Auf dem Weg zur Überwindung dieser Angst ist die Blindenampel nahe seinem Zuhause ein Meilenstein. Die Technik ist sogar so ausgefeilt, dass das akustische Signal analog zum Verkehrslärm lauter wird. Und damit die Anwohner von dem gleichmäßigen Geräusch nicht um den Schlaf gebracht werden, herrscht des Nachts Ruhe: Dann wird die Anlage abgeschaltet.