Burscheid: Der Überzeugungstäter wider den Flächenfraß

Harald Wolfert (Grüne) will sein Lieblingsthema auch im Bundestag mit einem Gesetzentwurf voranbringen.

Rhein.-Berg. Kreis. Harald Wolfert kann es nicht mehr hören. Umweltschutz kostet nur Geld, sagen viele. "Das ist absolut nicht zutreffend und kann ganz schnell widerlegt werden", sagt der Bundestagskandidat der Grünen.

Wolfert ist Sprecher der Grünen im Rheinischen-Bergischen Kreis und Mitglied im Burscheider Stadtrat. Jetzt "brenne" er auf den Bundestag. "Ich würde da die grüne Fraktion mit Sicherheit entscheidend ergänzen", erklärt der 53-Jährige.

Vor allen Dingen, was sein Spezialgebiet angehe: den Flächenfraß. "Das ist für mich die größte Umweltverschmutzung. Täglich werden 115 Hektar Grünflächen versiegelt. Das entspricht 150 Fußballfeldern - 365Tage im Jahr." Die Auswirkungen seien gravierend: Tierarten stürben aus, in den Innenstädten gebe es viele Leerstände und außerhalb der Städte Industriebrachen.

Nach Wolferts Meinung sollten Anreize geschaffen werden, Altbauten zu kaufen anstatt auf grüner Wiese neu zu bauen. "Das ginge durch eine Änderung der Grundsteuer." Sein Vorschlag: Die Steuer für Neubauten teurer machen.

"Ein Gesetzentwurf liegt bei mir zu Hause in der Schublade. Ich glaube, ich würde dafür auch die Mehrheit von anderen Fraktionen bekommen." Denn das Problem werde von allen gesehen, nur ein konkreter Schritt fehle.

Harald Wolfert hat Erfahrung in Überzeugungsarbeit. "Ich habe im Stadtrat 36 Anträge eingereicht, davon sind 30 durchgekommen." Darunter das Projekt Radweg in Burscheid, für den der Grünenpolitiker 2007 den Antrag gestellt hat. "Man kann etwas verändern, aber in einer kleinen Partei ist das besonders schwer, da muss man dreimal so gut arbeiten", glaubt Wolfert.

Er weiß, dass man nicht immer alles erreicht, weil die Entscheidungen von Mehrheiten abhängig sind. Persönlich sei ihm die Zustimmung zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr schwergefallen. "Ich komme aus der Friedensbewegung. In der Nacht nach der Entscheidung hatte ich echte Probleme und habe mich gefragt, ob das noch meine Partei ist"

Inzwischen hält er einen sofortigen Rückzug der Truppen, wie die Linke ihn fordert, für unverantwortlich. "Es ist Krieg dort und die Situation eskaliert. Aber sich jetzt einfach umzudrehen und zu sagen, nach uns die Sintflut, das halte ich für unverantwortlich, selbst als Grüner", erklärt der 53-Jährige.

Er fordert einen geregelten Abzug, eine "Exit-Strategie", und mehr zivilen Aufbau. "Wir brauchen ein konkretes Zeitfenster, wann welche Ziele erreicht sein sollen. Wenn der Strategiewechsel nicht stattfindet, das ist ein Versprechen von mir, werde ich einer Mandatsverlängerung nicht zustimmen."

Harald Wolfert steht auf Platz 22 der Landesliste, bei einem guten Ergebnis für die Grünen könnte er es in den Bundestag schaffen. Er will in diesem Fall jedoch nicht in die Hauptstadt ziehen. "Auch Grüne haben konservative Elemente und ich bin sehr bodenständig", gesteht der Burscheider.

Er wohnt mit seiner Familie in einem Haus auf einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück. "Wenn das Wetter gut ist, gehe ich raus in den Garten." Ansonsten entspannt er sich in der Sauna, bei Musik oder im Heimkino. "Im Kochen gibt es einen internen Wettstreit zwischen meiner Frau und mir", sagt Wolfert und lacht.

Wenn er irgendwann Zeit hat, möchte er auch noch mal studieren. Das erste Magisterstudium (Publizistik, Anglistik und Geschichte) musste er abbrechen, weil die Arbeit in seinem Antik-Laden zu zeitaufwendig war. Inzwischen restauriert Harald Wolfert Möbel. "Den Kenntnissen, die ich mir handwerklich angeeignet habe, möchte ich einen wissenschaftlichen Hintergrund geben."

Zum erwähnten Argument ("Umweltschutz kostet Geld") gibt Wolfert, zum zweiten Mal Bundestagskandidat seiner Partei, folgende Antwort: "Wir wollen Ökonomie und Ökologie nicht gegeneinander stellen. Das ist eins. Wenn man das Ganze dann noch sozial gestaltet, dann wird ein Schuh draus."