Clara Woltering: Der Superstar des Frauenhandballs
Bei der WM spielte die deutsche Torhüterin Clara Woltering herausragend. Ihre Ausbildung zur Landwirtin hat sie vor Jahren auf dem Thomashof in Burscheid gemacht.
Burscheid. Gerne hätte sich Clara Woltering den Traum einer Medaille bei der Handball-Weltmeisterschaft erfüllt, doch nach der 28:31 (17:17)-Niederlage im serbischen Novi Sad gegen Dänemark ist die deutsche Nationalmannschaft am Mittwoch im Viertelfinale aus dem Turnier ausgeschieden. Zuvor hatten die deutschen Handballerinnen zum Teil überragende Leistungen gezeigt und sechs Siege in sechs Spielen geholt.
Mit der sympathischen Torhüterin im Nationalteam hätte sich auch Burscheid besonders freuen können, denn Woltering verbrachte viel Zeit in der Lindenstadt bei ihrer Ausbildung zur Landwirtin auf dem Thomashof. Mittlerweile ist sie diplomierte Agrartechnologin und wechselte nach vielen Jahren im Trikot der Leverkusener Handballelfen im Jahr 2011 zum montenegrinischen Verein ZRK Buducnost Podgorica.
Dort wurde sie 2012 und 2013 Landesmeister. Und 2012 gelang ihr mit ihrem neuen Verein, was bisher nur wenigen, ganz genau drei, deutschen Frauen gelang: Die mittlerweile 30-Jährige holte den Sieg in der EHF Champions League und stieg damit endgültig in die Gruppe der Superstars ihrer Sportart auf.
Im Champions-League-Endspiel und auch bei der WM waren die Leistungen von Woltering herausragend. Im Spiel gegen Dänemark war sie mit ihren Paraden maßgeblich dafür verantwortlich, dass ihre Mannschaft einen 7:11-Rückstand zur Pause zum 17:17 egalisieren und nach dem Seitenwechsel sogar zu einer 26:24-Führung (50.) ausbauen konnte.
Den Wechsel ins Ungewisse, zu einem Verein, der sich 1800 Kilometer fernab ihrer Heimat im münsterländischen Coesfeld befindet, hat sich für Woltering gleich mehrfach gelohnt. Denn der Spagat zwischen der Unterstützung des elterlichen Bauernhofs in Coesfeld und der Handballkarriere hatte immer viel Zeit und Kraft gekostet.
Jetzt ist Woltering in Montenegro als erste deutsche Handballerin ein Vollprofi. Von dem verdienten Geld kann sie eine Aushilfe auf dem Hof der Eltern bezahlen. Und ihre sportliche Karriere und ihre Popularität haben nicht zuletzt durch den Gewinn der Champions League noch mal einen Schub erhalten.
In der Hauptstadt des kleinen Landes, das nur knapp über 600 000 Einwohner hat, dreht sich alles um den Frauenhandball. Das weiß auch Alexander Radonjic, der als Handballer der Bergischen Panther montenegrinische Wurzeln besitzt: „Während sonst Basketball und Wasserball die beliebtesten Sportarten im Land sind, sind in Podgorica alle handballverrückt. Die Halle fasst über 4500 Zuschauer, wobei die unteren Ränge sehr dicht am Spielfeldrand sind, sodass hier immer eine Hexenkesselatmosphäre herrscht.“ Eine Stimmung, die Woltering braucht und die sie immer zu besonderen Leistungen antreibt.
Zu Weihnachten wird es für sie dann aber wieder ruhiger zugehen, denn ihre Urlaube verbringt sie meistens zu Hause in Coesfeld. Dort sieht sie nach der Handballkariere auch ihre Zukunft, wenn sie den elterlichen Bauernhof dann irgendwann übernimmt.