Donnernder Applaus für Haydns „Die Schöpfung“

Konzert: Die Evangelische Kantorei Burscheid präsentierte das Oratorium. Einige Sitzplätze blieben frei.

Burscheid. Die Faszination ist ungebrochen, auch nach mehr als 200 Jahren. Joseph Haydns Oratorium "Die Schöpfung" vermag auch heute noch Ohren und Herzen für jubelndes Lob über Gottes Schöpferkraft zu öffnen, wenn es so fesselnd dargeboten wird wie in der Aufführung durch die Evangelische Kantorei unter Silke Hamburger.

Der Chor, geschmeidig, klangschön und in malkelloser Intonation, bestach durch die auch optisch wahrnehmbare Begeisterung der Sänger. Besonders faszinierend die leisen Passagen und das nie knallig auftrumpfende Fortisssimo. Dem wohligen Schauer des aus dem dunklen Chaos des Anfangs hervorbrechenden "Und es ward Licht!" gaben sie jubelnde Kraft, steigerten Ausdruck, Tempo und Dynamik in "Die Himmel erzählen die Ehre Gottes", ließen die Fugen präzise durchhörbar werden.

Überstrahlt wurde die Leistung der Kantorei durch die Solisten, allen voran Julia Giebel. Die in Burscheid aufgewachsene Sopranistin gestaltete mit großer Intensität und geradezu "himmlischem" Klang die Rezitative und Arien des Gabriel, die zu den schönsten des Werkes gehören.

Ihre tremolofreie Stimme schwingt sich mühelos in höchste Höhen auf, die Ausgestaltung einzelner Passagen der lautmalerischen Musik - als Beispiel sei hier nur das "girrende Taubenpaar" genannt - faszinierte und zauberte ein begeistertes Lächeln auf die Mienen der Zuhörer. Auch Birte Henseler ist in Burscheid aufgewachsen. Ihr Sopran ist weicher, "irdischer", eine ideale Besetzung für die Partie der Eva. Heie Erchinger überzeugte als Uriel mit einer weichen und klaren Tenorstimme, während Wolfgang Krupp, Bass, seine Partie des Raphael allerdings ein wenig zu forciert anging.

Das Deutsche Radiokammerorchester ging nach einigen Anfangsirritationen mit Verve auf Silke Hamburgers Interpretation ein und war Chor und Solisten ein adäquater Partner. Besonders hervorzuheben sind die Continuo-Spieler, Andrea Stenzel (Cembalo) und Joanna Sachryn (Cello), letztere vor allem in der Passage "Lieb, Glück und Wonne" in der Arie des Uriel über die Erschaffung des Menschen "Mit Würd und Hoheit angetan".

Langer Beifall dankte allen Interpreten, einige Zuhörer riss es gar von den Stühlen. Leider waren nicht alle Plätze der Evangelischen Kirche besetzt. Wer fehlte, hat sich um den Genuss eines glanzvollen Konzertes gebracht.