Ehrenamtliche Hilfe in Finanznot

Erstmals hat der Kirchenkreis 15 Finanzcoachs ausgebildet. Gert-René Loerken bleibt für weitere acht Jahre Superintendent.

Leverkusen. Der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Leverkusen heißt weiterhin Gert-René Loerken. Der 53-jährige Pfarrer aus Leichlingen wurde von der Kreissynode am Wochenende in Langenfeld für acht Jahre im Amt bestätigt. Loerken steht seit fünf Jahren an der Spitze des Kirchenkreises; damals war er zum Nachfolger von Viktor Wendt (Burscheid) gewählt worden.

Das einstimmige Votum sei "ein großer Vertrauensbeweis", sagte Loerken. "Ein solches Ergebnis ist nicht selbstverständlich. Es hat in anderen Kirchenkreisen auch schon Abwahlen gegeben." Einen Gegenkandidaten gab es bei der Abstimmung in Langenfeld aber nicht.

Finanziell erwartet der Kirchenkreis für das kommende Jahr ein ähnliches Kirchensteueraufkommen wie 2008 (etwa 15,5 Millionen Euro). "Es gibt derzeit keine dramatische Entwicklung, aber auch keine Entwarung."

Bis Sommer 2009 soll die neue Pfarrstellenkonzeption vorliegen. Seit Oktober kennt man in Leverkusen die genauen Vorgaben der Rheinischen Landeskirche: Danach muss die Zahl der Pfarrstellen in den 13 Gemeinden bis 2015 von derzeit 38,5 auf dann exakt 34,87 abgebaut werden. Damit kommt Leverkusen noch glimpflich weg. In Düsseldorf sind 18 Pfarrstellen betroffen.

Hintergrund: Während früher die Zahl der Pfarrstellen auch vom Angebot der jeweiligen Gemeinde abhing (Kindergärten, Jugendeinrichtungen, Altenheim etc.), bemisst sich die Zuteilung jetzt nur noch nach Gemeindegliederzahl und Fläche. Bei der nun geforderten Konzeption geht es auch um die Frage, bei wie vielen Pfarrstellen der Kirchenkreis künftig über den (dann auch gemeindeübergreifenden) Einsatz entscheiden kann und welche Stellen in der alleinigen Verantwortung der jeweiligen Gemeinde bleiben.

Das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb des Kirchenkreises wird bei dieser Diskussion eine große Rolle spielen. Loerkens Augenmerk gilt daher jetzt schon dem Jahr 2012, in dem der Kirchenkreis sein 50-jähriges Bestehen feiert.

1962 war er als Abspaltung des großen Kirchenkreises Solingen entstanden. Heute vertritt Leverkusen 80 000 Protestanten, 36 000 davon in den acht Leverkusener Gemeinden, die Mehrzahl aber in den übrigen Gemeinden in Burscheid, Leichlingen, Witzhelden, Langenfeld und Monheim.

"Vieles, was wir in Kirche tun, ist richtig gut", fasste Loerken sein Plädoyer für mehr Selbstbewusstsein zusammen. Die Kirche sei einer der größten Wohlfahrtsverbände, Kultur- und Bildungsträger. Dazu komme die diakonische Arbeit. So will der Kirchenkreisseine Arbeitslosenberatung trotz Einstellung der Förderung beibehalten.

Besonders stolz ist der Superintendent auf die erstmalige Ausbildung von 15 ehrenamtlichen Finanzcoachs. Das gemeinsame Projekt von Erwachsenenbildung, Schuldnerberatung und Diakonie hat zum Ziel, in Familien erste neutrale Beratungen in Verschuldungsfragen zu bieten.

Die Vermittlung erfolgt über die Familienzentren im Kirchenkreis. "Wir könnten jetzt schon drei weitere Kurse anbieten", freut sich Loerken über den Zuspruch, den die Ausbildung gefunden hat. Aus den Kirchenkreisen Bonn und Düsseldorf gibt es bereits Anfragen, das Projekt zu übernehmen.

Im wachsenden Ganztagsangebot der weiterführenden Schulen will sich der Kirchenkreis aktiv als Partner anbieten. "Diese Schüler sind die klassischen Adressaten unserer offenen Jugendarbeit. Aber wenn immer mehr Jugendliche bis 15 oder 16 Uhr Schule haben, wird es schwer mit der bisherigen Form der Jugendarbeit."

Das gelte gleichfalls für den Konfirmandenunterricht, der vielerorts noch am Dienstagnachmittag stattfindet. Auch hier sind Gespräche zwischen Kirche und Schule über die künftige Gestaltung notwendig.