Ein Biss veränderte sein Leben

Ein Parasit infizierte Peter Huch mit Borreliose. Seither kann er seine Finger schlecht bewegen und kaum laufen.

Burscheid. Wurst- und Käseverpackungen kann er nicht mehr ohne Hilfsmittel öffnen. Auch das Kaffeesahne-Töpfchen widersteht all seinen Bemühungen. Schließlich gibt Peter Huch auf und sticht mit einem Plastikstiel in den Behälter.

Auch einen Kugelschreiber zu halten, ist für ihn fast unmöglich. So wie sich andere mal eben schnell etwas notieren, spricht Huch die Informationen dann auf sein Diktiergerät. "Ich kann meine Finger kaum noch bewegen", sagt der 64-Jährige. Schuld daran soll Borreliose sein, eine Infektionskrankheit, die von Zecken übertragen wird.

"Ich kann meine Finger kaum noch bewegen."

Peter Huch, Holzfäller

Den Biss des Parasiten hat Huch damals beim Efeu-Schneiden gar nicht gespürt. Erst am Abend entdeckte er die Zecke beim Duschen in seiner Armbeuge. "Ich habe sie dann selbst entfernt und dachte, dass die Sache damit erledigt sei", sagt der Holzfäller. Doch am nächsten Morgen entdeckt er einen blauen, ausgefransten Fleck, der so groß wie eine Zwei-Euro-Münze ist. Die Zecke hatte Peter Huch mit Borreliose infiziert.

Seither sind über vier Jahre vergangen. Nicht nur seine Finger kann Huch kaum noch bewegen. Auch die Kniegelenke, seine Hüften, beide Schulterngelenke, die Mittelfüße und die Handgelenke schmerzen mal mehr, mal weniger. "Die Krankheit kommt schubweise." An schlechten Tagen ist der Unternehmer auf seinen Elektro-Scooter angewiesen, an guten kann er eine Strecke von 200 Metern zu Fuß gehen.

Trotzdem versucht er sich nicht unterkriegen zu lassen. Sein Unternehmen, eine Holzfällerei, führt der Burscheider weiter. Nur zum Kunden könne er selbst nicht mehr fahren. "Wenn mich die Leute im Rollstuhl sehen, werde ich oft gefragt, ob ich aus dem Baum gefallen wäre." Auch auf lange Spaziergänge, auf die Aufnahme von Pflegehunden und das Tauchen muss Huch mittlerweile verzichten. "Die Krankheit schränkt mich enorm in meiner Lebensqualität ein."

Gegen die Borreliose hatte Peter Huch damals von seinem Hausarzt Antibiotika bekommen. Normalerweise sollte die Infektion dann nach drei Wochen nicht mehr nachzuweisen sein. Auch bei Huch waren keine Anzeichen mehr im Blutbild vorhanden - bis er schließlich ein paar Monate später Schmerzen in den Fingern bekam. "Die Ärzte haben gedacht, dass ich Rheuma habe", sagt der 64-Jährige. Doch auch hier fanden sie schließlich keinerlei Hinweise auf eine Erkrankung.

Huch sagt selbst, dass er sich mit seiner Krankheit mittlerweile abgefunden habe. "Nur wenn mich eine viel ältere Frau zu Fuß überholt, dann ist das ganz schön bitter für mich." Spaziergängern rät der Holzfäller auf den Wegen zu bleiben und auch im Sommer lange Kleidung zu tragen.

"Einen Zeckenbiss sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen. Es ist besser einmal zu oft zum Arzt zu gehen, als hinterher jammern zu müssen." Eltern sollten ihre Kinder nach einem Ausflug in den Wald grundsätzlich von Kopf bis Fuß untersuchen. Und nach einem Biss die Zecke sofort vorsichtig entfernen.