Katholische Kirche: Der Geist von Köln lässt sich nicht konservieren

Die Teilnehmerzahlen aus dem Erzbistum bleiben weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück.

Altenberg. Wenn Christen glaubensbewegt sind, bringen sie als Erklärung schnell den Heiligen Geist ins Spiel. In ihm sehen sie das Verbindende, den Aufbruch, die Begeisterung. Dass ihm das Motto des Weltjugendtags gewidmet ist, der zurzeit in Sydney gefeiert wird - natürlich kein Zufall.

Auch in Altenberg sind sie in diesen Tagen auf der Suche nach dem Geist. Wahrscheinlich suchen sie weniger den von Sydney, eher den, der sie noch vor drei Jahren beim Weltjugendtag in Köln so entflammt hatte. Aber der Geist weht, wo er will. Konservieren lässt er sich nicht.

Die zahlreichen Fernsehteams in Altenberg können einem fast schon leidtun bei bei ihrer verzweifelten Suche nach Stimmungsbildern. 2000Jugendliche waren in den verwegensten Momenten erwartet worden. Am Tag zwei des Weltjugendtag-Camps sind gerade knapp 300eingetroffen. Ihnen stehen 190 unterbeschäftigte hauptamtliche Kräfte gegenüber.

"Komme, wann du willst. Bleib, solange es dir passt" - mit dieser offenen Einladung hatten die Organisatoren im gesamten Erzbistum für das Treffen geworben. Aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis sind genau 16 Teilnehmer der Einladung gefolgt und alle stammen entweder aus Burscheid oder aus Wermelskirchen.

Auch das ist kein Zufall: Betreut wird die Rhein-Berg-Gruppe durch Pfarrer Markus Höyng und Gemeindereferentin Sabine Haas aus Burscheid sowie deren Mann Stefan, seines Zeichens Pastoralreferent in Wermelskirchen. In den anderen Gemeinden ist der Aufruf gänzlich ungehört verhallt.

Am Geld wird es jedenfalls nicht gelegen haben, dass die Rechnung nicht aufging. In Altenberg ist nicht gekleckert, sondern geklotzt worden: im Innenhof von Haus Altenberg eine große Bühne mit Leinwand für die Übertragungen aus Australien; der Dom ebenfalls mit Leinwand und weiteren Bildschirmen ausgestattet; eine Lasershow beim Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch; ein Zirkuszelt auf der Wiese neben der Orangerie; ein 180-seitiges Programm- und Liederheft.

Von "hohen Investitionen" redet auch Camp-Leiter Johannes Meißner. Der 42-jährige, seit diesem Jahr Diözesankurat (geistlicher Leiter) der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg und Krankenhausseelsorger in Köln-Merheim, spricht wacker davon, dass der Aufwand zu vertreten sei; dass es gut sei, wenn Kirche sich um die Jugend kümmere.

"Zum Nulltarif ist das nicht zu haben." Wegen der offenen Einladung seien Kalkulationen im Vorfeld ganz schwer gewesen. Und dann seien schließlich auch 600 Jugendliche aus dem Bistum live in Sydney dabei.

Jakob Schrage ist einer, der hier geblieben ist. "Je mehr Leute da sind, desto spaßiger ist es", sagt der 18-jährige Burscheider mit leichter Enttäuschung. "Aber jetzt müssen wir versuchen, das Beste daraus zu machen, und das Ganze mit ein bisschen Humor nehmen." Immerhin, ergänzt Kathrin Hoffmann (18), sei der Eröffnungsgottesdienst mit der Lasershow toll gewesen - "dafür, dass so wenige da waren".

Und ab und an weht dann doch per Mail oder SMS etwas Sydney-Geist bis nach Altenberg: Sporadisch melden sich auf diesem Wege die beiden einzigen Burscheider, die sich gerade vor Ort in Australien begeistern lassen.