Erste Schultage — heute und damals
Am Donnerstag werden die neuen Erstklässler eingeschult. Die Nachfrage an Schultüten, -taschen und Zubehör ist jetzt am größten. Aber was hat sich im Laufe der Jahre verändert?
Burscheid. Die rosafarbene Schultasche mit dem Pferd und den selbstleuchtenden Streifen soll es sein. Nachdem sich Nilay eine Weile bei Lederwaren Seifarth am Markt umgesehen hat, hat sich die Sechsjährige entschieden. „Zuerst sollte es eigentlich etwas mit Schlangen oder Dinosauriern sein“, sagt ihre Mutter Nilüfer Kleber. „Aber ich glaube, die Leuchtstreifen haben sie überzeugt.“
230 Euro kostet das Modell normalerweise. Jetzt, wenige Tage vor Schulbeginn, kostet es noch 180 Euro. Dazu kommen Hefte, Stifte, Mappen — für alles zusammen wird sie gut 300 Euro ausgeben, vermutet Kleber — und liegt damit noch verhältnismäßig günstig. „Ihre Schultüte habe ich selbst gebastelt, allein für den Tornister hat eine Freundin 230 Euro ausgegeben“, erzählt sie. Nilays ältester Bruder ist heute 16 Jahre alt. Sein erster Schulranzen habe damals noch 80 Euro gekostet, erinnert sich seine Mutter.
Das wird jedes Jahr extremer, sagt Ina Seifarth. „In den 70er Jahren hatten die Taschen noch alle fast dieselben Formen, für Jungs waren sie meist blau, für Mädchen rosa — das war’s.“ Keine 80 Deutsche Mark habe damals ein Modell gekostet, sagt sie.
„Heute wird gerade für Schulanfänger die Auswahl immer größer — unterschiedliche Modelle, Farben, Formen.“ Angesagt sind seit ein paar Jahren aber trotzdem meist dieselben Motive: „Jungs wollen Flugzeuge, Autos oder Piraten, Mädchen mögen rosafarbene Taschen mit Herzen oder Pferden“, sagt Seifarth.
Wir haben uns umgehört, wie Burscheider ihre eigene Einschulung in Erinnerung haben.
Ute Hentschel kann sich noch genau an ihren ersten Schultag erinnern. 1972 wurde sie in die erste Klasse der damals gerade in den Schuldienst gestarteten Lehrerin (und späteren Schulleiterin) Ute Pfeiffer an der damaligen Friedrich-Goetze-Grundschule und heutigen Montanusschule eingeschult. „Ich trug ein zitronengelbes Kleid, rote Schuhe und hatte einen orangefarbenen Tornister aus Kunstleder“, erinnert sich die Buchhändlerin.
Außerdem hatte sie kurz vor ihrem ersten Schultag ihre erste Brille bekommen. „Ich sah zwar unglücklich aus — wie ein Kind, das durch zwei Lupen in die Sonne guckt — war es aber nicht. Ich fand die Schule toll.“
Und in ihrer Schultüte? „Es war ein gekauftes Modell“, sagt sie. „Darin waren Buntstifte, Äpfel und Schokoladiges.“
Bürgermeister Stefan Caplan ist zwei Jahre früher in die Grundschule Mitte in Wermelskirchen gekommen — im Alter von fünf Jahren. „Ich war damals einer der Jüngsten, vielleicht sogar der Jüngste“, erinnert er sich.
„Ich bin ein paar Wochen oder Monate vor dem ersten Schultag schon dort gewesen und musste als Schulfähigkeitsuntersuchung mit meinem rechten Arm über den Kopf mein linkes Ohr berühren können. Ich habe es so gerade geschafft und konnte somit eingeschult werden“, erzählt er und lacht. „Mehr musste ich nicht machen.“
Zur Einschulung selbst gab es dann neue Kleidung — eine Stoffhose und eine Trachtenjacke, die Schultüte war blau. „Genau so hatte ich sie mir gewünscht“, erinnert er sich.
In der Tüte befanden sich überwiegend Süßigkeiten, Buntstifte und eine Tafel mit Schwamm und Kreide zum Üben der ersten Wörter und Buchstaben.
1591 wurde Irmgard Pauleck in die ehemalige Pestalozzischule eingeschult. „Das war damals eine konfessionsgebundene Schule, in der die einzelnen Konfessionen durch einen Zaun voneinander getrennt wurden“, erinnert sich die heute 70-Jährige.
Und auch an ihre Einschulung selbst kann sich die spätere Leiterin der Grundschule Dierath noch gut erinnern. „Ich trug damals Zöpfe, eine Schleife im Haar, ein kariertes Kleid und hohe Schuhe. Und ich hatte braune Strümpfe an, die ich gehasst habe“, erzählt sie und lacht. In der Schultüte lagen ein paar Spielmurmeln.
Und auch Pauleck verbindet positive Erinnerungen mit ihrer Grundschulzeit. „Vor allem in der Zeit ab der dritten Klasse kam schon der Wunsch in mir auf, später selbst mal zu unterrichten.“