Literatur Die Macht der Väter und das Schweigen der Töchter
Köln · Der Beruf der Schriftstellerin war für die gebürtige Bonnerin Caroline Rosales schon früh der absolute Traumjob: „Ich wollte immer schreiben, das fing schon in jungen Jahren in der Schule an. Ich hatte als Kind sogar meine eigene kleine Schülerzeitung, mit vier Abonnenten.
Ich bin auch in einem Elternhaus aufgewachsen, wo Literatur immer eine große Rolle gespielt hat. Das ganz große Ziel war es, ein eigenes belletristisches Werk zu schreiben“, sagt Rosales.
Mit „Die Ungelebten“ erscheint bereits ihr achtes Buch, ein Roman über Eltern und Kinder, die jahrelang versucht haben, mit dem, was geschehen ist, zurechtzukommen - und nun in ihrem aktuellen Leben daran zerbrechen. „Ich bin Jahrgang 1982 und habe die Bundesrepublik in den 80er Jahren erlebt, als die Frauen zu Hause geblieben sind, um dort um alles regeln zu können. Das Geld haben die Männer verdient und die Frauen mussten diese um Geld bitten. Mein Vater wollte auch, dass meine Mutter kein Auto fährt und für diese hat sich das dann auch erledigt. Das ist ein unvorstellbarer Prozess, der mit dem Mutterwerden beginnt und der einer stillen Entmündigung von Frauen gleich kommt“, erklärt Rosales.
Im Roman steht die dreifache Mutter Jennifer im Mittelpunkt, welche die Leitung des Familienunternehmens übernimmt, als ihr Vater Bernd, ein Schlagerproduzent, von einer Sängerin wegen einer Vergewaltigung verklagt wird. „In der Schlagerbranche scheint die Zeit eingefroren worden zu sein. Da hat sich an den Rollenbildern bis heute nichts verändert. Das sieht man auch an den gruseligen Liedtexten in diesem Genre. So etwas als Autorin zu entblättern, hat mir viel Spaß gemacht. Der Roman beinhaltet ein Konglomerat aller Väter und zeigt die Stereotypen der Zeit.“
Für Rosales ist Jennifer eine typische Tochter reicher Eltern. „Sie ist Papas Mädchen und das fast bis zur Selbstaufgabe. Sie konnte sich immer auf Papas Geld verlassen und hat sich nie von ihm abgenabelt. Das war der einfachste Weg und ein sehr komfortables Leben ohne Auflehnung und kritische Fragen. Auch jetzt als Geschäftsführerin arbeitet sie mit dem alten Patriarchen zusammen, der nie richtig abtreten will.“
Erscheinen wird Rosales neuestes Werk am 14. März beim Ullstein Verlag. Am 10. April gibt es um 19 Uhr eine Lesung mit Gespräch in der Buchhandlung Manulit an der Limburger Straße 37. „Als Bonnerin war ich sehr oft in Köln und habe dort die Klubs besucht. Für uns war das schon die große weite Welt und ein Paradies zum Ausgehen. Man merkt an der guten Laune sofort, dass man in Köln unterwegs ist. Das gilt für die U-Bahn genauso wie für die Straße oder das Restaurant. Das ist schon ganz anders, als in anderen Städten.“
Bereits am kommenden Freitag, 8. März, startet in der ARD-Mediathek die fünfteilige Serie „Sexuell Verfügbar“, nach dem gleichnamigen Bestseller von Caroline Rosales mit Laura Tonke in der Hauptrolle. Diese handelt von einer Mutter, die nach einer Anzeige wegen Vergewaltigung eines Mannes um ihre Existenz kämpft. Das Drehbuch dazu schrieb Rosales gemeinsam mit Timon Karl Kaleyta.
„Ich habe die gesamten Dreharbeiten begleitet und war jeden Tag am Set vor Ort. Ich war auch bei der Auswahl der Musik und der Kostüme beteiligt. Es war großartig, welche Freiheit wir bei der Arbeit an dieser Serie hatten. Beteiligt war ich zudem beim Casting. Laura kannte ich schon vorher sehr gut. Ich habe ihr als Freundin die Rolle bereits bei einem gemeinsamen Restaurantbesuch angekündigt und konnte ihr ein Jahr später das Buch überreichen. Für mich war keine andere für diese Hauptrolle vorstellbar.“