Landschaften zum Anfassen

Der Franzose Joël Lepelletier zeigt Fotos und Reproduktionen im Kulturbadehaus. Zur Vernissage blickt er zurück auf seine Vita.

Foto: Doro Siewert

Burscheid. Stimmengewirr am Freitagabend im Saal des KulturBadehauses zur Vernissage der Frühjahrsausstellung, die der französische Foto-Künstler Joël Lepelletier aus Toulouse unter der Überschrift „Paysages-Landschaften“ gestaltet. Jelle von Dryander, die Vorsitzende des Kulturvereins, begrüßte die zahlreich erschienenen Besucher und vor allem Joël Lepelletier, der vorgestern mit seiner Ehefrau angereist war. Die Vorsitzende schilderte zunächst, dass die Ausstellung eigentlich durch eine Art Nachbarschaftshilfe entstanden sei: „Die Tochter des Künstlers lebt in Burscheid, ist meine Nachbarin. Bei ihr habe ich ein Porträt gesehen, das ihr Vater gemacht hatte. Und war beeindruckt.“

In schlichten weißen Holzrahmen zeigt der Künstler, der in Paris zunächst den Beruf des Druckers erlernt hatte, seine beeindruckenden Fotografien in eigenen künstlerischen Reproduktionen. Zu sehen sind menschenleere Landschaften in allen Jahreszeiten, bei einbrechender Dunkelheit, aufgehender Sonne. Fotos von Dörfern, an Berghängen gelegen, Häusern, die im Nebel drohen unsichtbar zu werden, knorrige Bäume, die der Wind vergeblich versucht umzupusten, Himmel voller Wolken oder auch Windmühlen sind zu sehen.

Mit einem geschulten Blick auf die Bildgestaltung setzt Joël Lepelletier seine Motive ins richtige Licht, bringt Tiefe in die Bilder. Jedes Foto, jede Reproduktion wirkt wie ein kleines Kunstwerk in sich. Er spielt mit Licht und Schatten und schafft es, dass man manchmal das Gefühl hat, das Gezeigte anfassen zu können.

Einige wenige Fotos zeigen Menschen. Boule-Spieler sind beispielsweise von hinten zu sehen, asiatisch aussehende Kinder gucken mit großen Augen aus einem Fahrradanhänger. Auf fünf Bildern ist der Künstler selbst in seinem Atelier in seinem Haus zu sehen. Die Enkelin hat ihn hier im Foto festgehalten.

Jelle von Dryander schildert den Lebensweg Joël Lepelletiers, der 1944 am Montmartre in Paris geboren wurde und als 14-Jähriger bereits Geld verdienen musste als Drucker. „Warum gerade als Drucker?“, wollte die Vorsitzende wissen. „Man ist damals nicht gefragt worden, was man werden möchte. Außerdem sei die Druckerei direkt um die Ecke seiner elterlichen Wohnung gewesen“, erzählte der Künstler, für den die Tochter als Dolmetscherin fungierte. 1972 steigt Joël Lepelletier zum Werkstattleiter auf. „Als Techniker mit künstlerischem Auge. 1993 verlässt er die Druckerei, in der er mit namhaften Künstlern in Kontakt gekommen ist, um selbst seine künstlerische Karriere zu beginnen“, fasst es die Vorsitzende zusammen. Musikalisch begleitet wurde die Vernissage von dem Saxophonist Bernhard Heinl.