Oase für Kinder und Pferde

Thielenmühle: Die Familie Caspari hat das denkmalgeschützte Gebäude gekauft und plant eine umfangreiche Sanierung.

Burscheid. Irgendwann, wenn der Baustaub sich gelegt hat, wird es lebendig in der Thielenmühle. Dann ziehen Jürgen und Birgit Caspari mit ihren vier Kindern ein, im Gefolge noch acht bis neun Pferde und vier Hunde. Zwar wird bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten mindestens ein Jahr vergehen. Doch vor ihrem inneren Auge haben die Casparis schon genaue Vorstellungen, wie ihr neuer Besitz einst genutzt werden soll.

Seit Herbst 2007 hatte der denkmalgeschützte Bau zum Verkauf gestanden. Gastronomie war in der Diskussion, auch die Umwandlung in Eigentumswohnungen.

Doch der Denkmalpflege in Person von Gebietsreferent Andreas Stürmer hatte eher eine Nutzung im Blick, die auch die Stallungen einbezieht. Da kamen der Rheinischen Gesellschaft für Innere Mission, Trägergesellschaft des Altenzentrums und Vorbesitzer der Mühle, die Casparis gerade recht.

Birgit Caspari (46), wie ihr Mann in Leverkusen geboren, betreibt in Kooperation mit dem Kölner Horst-Dieter Beyer, Inhaber eines Reitsportgeschäfts, seit Jahren die Pflege verlassener und oft schwer verletzter Rennpferde. Nach halb- bis einjähriger Rehabilitation werden die Pferde dann von ihr weitervermittelt.

Außerdem nennt die erfahrene Westernreiterin noch Quarter Horses und Appaloosa ihr Eigen. Sie alle sollen auf den sieben Hektar Weideland rund um die Mühle und in den Ställen eine neue Heimat finden. Auch eine eigene Zucht ist vorgesehen. "Die Pferde werden schon beim Weideabtrieb Ende September von Bergisch Neukirchen nach Burscheid gebracht", kündigt Caspari an.

Ehemann Jürgen (43) wird seine Tiere sogar schon ab kommender Woche auf dem Gelände der Thielenmühle ausbilden - unter Einsatz von Drogen. Der Spürhundeführer der Polizeihundestaffel Köln ist Spezialist für Rauschgift und trainiert seine beiden belgischen Schäferhunde entsprechend.

Er selbst spürt derweil schon einmal der bewegten Vergangenheit seines künftigen Wohnsitzes nach: Im Internet hat er sich über die ersten unternehmerischen Schritte von Friedrich Wilhelm Goetze in der Thielenmühle informiert. "Und auf dem Heuboden habe ich einen Segensspruch für das Haus von Paul und Else Luchtenberg gefunden." Das bekannte Ehepaar hatte die Mühle 1937 übernommen.

Mit ihrer Sanierung inklusive Bau eines Blockheizkraftwerks steht der Familie Caspari nun "ein Mammutwerk" bevor. Das sagt Hartmut Adam von der Witzheldener Firma "Planen & Bauen", der die Bauleitung übernommen hat.

Die vier Kinder müssen also auf ihr jeweils eigenes Zimmer noch warten. Sohn Mavin (17) ist erfolgreicher Stabhochspringer, Tochter Michelle (15) Rheinland-Meisterin im Western-Riding. Auch Vivienne (12) und Julie (7) wandeln auf den sportlichen Spuren ihrer Mutter.

Da passt der Mieter, der seit Jahren eine Hälfte der Mühle bewohnt, perfekt ins Bild. Friedrich Witte ist Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung und Präsident des Pferdesportverbandes Rheinland. Dass die Chemie zwischen ihm und seinen neuen Vermietern von Anfang an stimmte, versteht sich fast von selbst.