Kinderglück in der ehemaligen Fabrikantenvilla

Vor 20 Jahren wurde in der Hilgener Schulstraße der Kindergarten Kunterbunt gegründet.

Burscheid. Es müssen unzählige Stunden gewesen sein, die die Gründer der Kindertagesstätte Kunterbunt vor 20 Jahren auf sich luden. Sie renovierten die alte Fabrikantenvilla in der Schulstraße, stellten Personal ein, führten Anmeldegespräche mit Eltern, nahmen Kontakt zu Behörden auf und verfassten ein pädagogisches Konzept für die Kindergartenarbeit.

Marianne Ortlinghaus war damals die Schriftführerin: "Meine Kinder wollten irgendwann gar nicht mehr mit zu den ganzen Besprechungen." Ungefähr ein Jahr vor der Eröffnung hatte die Mutter Susanne Kernke die Initiative ergriffen und andere Eltern angesprochen: "Das lief damals auf dem Spielplatz oder im Sportverein. Wir wollten, dass unsere Kinder vor der Schule wenigstens noch zwei Jahre Kindergarten erlebten."

So erklären es die Gründer heute noch einheitlich. Ende der 80er Jahre waren die Anmeldelisten der beiden konfessionellen Hilgener Kindergärten so lang, dass die Eltern sogar um einen Platz für Vierjährige bangen mussten. Erst 1996 wurde der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz eingeführt.

Nach dem Vorbild der Burscheider Rasselbande sollte dann auch in Hilgen eine Elterninitiative entstehen. Am 20. Januar 1988 versammelten sich 24 Menschen im Evangelischen Gemeindezentrum Hilgen-Dünweg und gründeten den Trägerverein. Susanne Kernke wurde Erste Vorsitzende.

Als danach die konfessionellen Kindergärten einige der Kinder wider Erwarten doch aufnahmen, wurde es "kurios", wie Architekt Uwe Peckhaus sagt. Er und andere Eltern, wie Ortlinghaus, machten die Vereinsarbeit einfach weiter. Peckhaus blieb Kunterbunt noch einige Jahre treu. Er hatte die alte Villa ausfindig gemacht. Samstags wurde er zum Polier und leitete den Umbau.

Nur acht Monate nach der Vereinsgründung, am 1. August 1988, zogen 25 Kindergartenkinder in die Elefantengruppe und 15 Kinder zwischen null und sechs Jahren in die altersgemischte Mäusegruppe ein. Gemeinsam mit den fünf Angestellten mussten sie sich in dem verwinkelten Gebäude erst noch einleben. Gewickelt wurde auf einer alten Matratze und bis alle Stühle geliefert waren, halfen sich die Kinder mit Sitzkissen von zu Hause.

Vorbehalte gegenüber einer Elterninitiative als Träger gab es wenige. Das zeigte sich schon daran, dass mehr als 150 Bewerbungen für fünf Stellen eingingen. Kernke erzählt: "Die Vorstellungsgespräche fanden noch in einem Wohnzimmer statt."

Sylvia Hugo (damals noch Pauls) ist noch heute Erzieherin bei Kunterbunt. Sie glaubt daran, dass die Anfangszeit die Tagesstätte bis heute prägt. "Den ersten Johannisbeerstrauch haben wir mit den Kindern gemeinsam gepflanzt. Sie haben damals überall mitgemacht."

Björn May war 1991 Kindergartenkind und lacht, wenn er sich an den Spielplatz erinnert: "Es fehlte das zweite Klettergerüst und wir sind mit Rutschautos immer den Hügel runtergefahren." Vollkommen neu für Hilgen war die Betreuung von Kindern unter drei Jahren. "Jetzt wird das vom Gesetzgeber gefordert und wir können schon auf 20 Jahre Erfahrung zurückgreifen", sagt die heutige Leiterin Marion Ketelsen.