Rettungsaktion für das Festzelt

Die Vorbereitungen für den Bergischen Abend haben begonnen. Diesmal geht es um eine wahre Begebenheit aus dem Vereinsleben.

Burscheid. Groß war das Gelächter, als das Bier nicht da landete, wo es sollte. Statt ins Glas ergoss sich der Gerstensaft über das Manuskript einer Darstellerin. Eine Unachtsamkeit, die bei einer angeregten Diskussion unter den Vorstandsmitgliedern der Heimatfreunde auch anno 1962 schon mal vorkommen kann - und schwups war die Flasche umgekippt. Zum Glück gibt es Papierhandtücher und bis zur Uraufführung am 18. Oktober sind ja auch noch gut zwei Monate Zeit.

Die Kaltenherberger Heimatfreunde proben schon kräftig für den Bergischen Heimatabend. Im Mai fanden die ersten Lesungen statt, ab sofort trifft man sich sogar zweimal wöchentlich. Dass den Darstellern eine derartige Situationskomik wie dem Bier-Fauxpas auch im Ernstfall niemand übel nehmen würde, versteht sich von selbst.

Waltraud Küpper, die auch diesmal wieder zu Feder und Papier gegriffen und sich das Stück ausgedacht hat, betont immer wieder, dass es sich um Laiendarsteller handelt. "Wir wollen keine hohe Kunst vermitteln, sondern den Leuten an paar Stunden Freude bereiten", sagt die Theaterchefin und Schriftführer Rolf Schmitter ergänzt: "Unser Stück ist wie immer eines mit viel Klamauk und Lokalkolorit." Die Schauspieler nehmen für die Aufführung jede Menge auf sich. Steffi Hempel beispielsweise reist extra aus Neuss an, um an den Proben teilzunehmen.

Das Stück, dessen genauer Titel noch streng geheim ist, spielt im Jahr 1962 und beruht auf einer wahren Begebenheit. Der damalige Vereinsvorstand der Kaltenherberger plant zum 25-jährigen Vereinsjubiläum ein großes Fest, zu dessen Zweck ein Zelt beschafft werden muss.

Auf dem Weg von Köln-Zollstock nach Burscheid bleibt es am Donnerstag vor der großen Sause in der Ä’erzenkuhl (Kuhle an der B51 zwischen Boddenberg und Niederblecher) stecken. In einer Nacht- und Nebelaktion gelingt es den Heimatfreunden, das Zelt zu bergen und hinter der Kaltenherberger Kneipe aufzustellen. Doch der Kraftakt hinterlässt bei den Beteiligten so manche Nachwehe.

Die Idee zum Stück kam Vereinsmitglied Helga Coen, die in Kaltenherberg aufgewachsen ist und das damalige Treiben noch im Hinterkopf hatte. Zusammen mit Rolf Schmitter machte sich Waltraud Küpper auf, um Zeitzeugen wie Coens Vater, den ehemaligen Gastwirt Jupp Hoffmann, zu befragen. Außerdem gaben Vereinsprotokolle so manchen Hinweis auf die Vorbereitungen zum Jubiläumsfest.

Auch die Jugend der Kaltenherberger ist beim Heimatabend wieder mit einem eigenen Stück vertreten, das sich um die Tradition des Maibaumsetzens dreht. "Wir haben es diesmal gemacht wie die beim Fernsehen und zur Konserve gegriffen", erklärt Waltraud Küpper. Bereits vor zehn Jahren sei das Stück schon einmal aufgeführt worden. Mangels Zeit für Neues - der Nachwuchs war bereits im Januar mit einem eigenen Stück auf der Bühne - verpasste die Regisseurin ihrem Stück eine Frischzellenkur und ließ es rund 50 Jahre später, nämlich im Jahr 1958, spielen.