Rathaus: Der Assistent steckt im Jackett
Genau 100 Tage ist Bürgermeister Stefan Caplan am Donnerstag im Amt. Der Bergische Volksbote hat ihn einen Tag lang begleitet.
Burscheid. Es ist Dienstag, 8 Uhr. Stefan Caplan ist noch zu Hause. Aber, obwohl noch privat, ruft er seine "rechte Hand" im Rathaus an. Edelgard Langhans "managt" sein Büro.
Sie legt ihm jedes Dokument vor, das unterzeichnet werden muss, nimmt Telefonanrufe entgegen und leitet sie an ihn weiter - und sie liest morgens die Zeitung.
Doch die Nachrichtenlage ist ruhig. Entspannt kann der Verwaltungschef in sein Brötchen beißen und sich wenig später auf den Weg ins Rathaus machen.
9 Uhr: Der Tag im Rathaus beginnt. Nicht auf die Minute genau um 9 Uhr, mal früher, mal später - und häufig auch mit einem ersten Außentermin. An diesem Morgen ist Verwaltungsroutine angesagt: Und die beginnt mit einem Kaffee. Dann wird die Post gelesen oder überflogen, je nach Bedeutung.
Zwischendurch ist Autogrammstunde: Dokumente müssen unterzeichnet werden. Edelgard Langhans bringt eine Mappe mit Ausschussvorlagen, Aufträgen und Glückwünschen, die der 45-Jährige unterzeichnen muss.
10.30 Uhr: Gespräch mit den Technischen Werken. Das große Thema der Besprechung: Abwassergebühren.
11.30 Uhr: Weiter geht es im Büro des Bürgermeisters. Eine von vielen Reden muss vorbereitet werden. Am Samstag lädt der Sängerkreis Rhein-Wupper zur Ehrung langjähriger Mitglieder ein. Darunter auch zwei vom Männergesangverein und vom Wiehbacher Echo. Erstmalig sollen die jeweiligen Jubilare der Stadt auch von "ihrem eigenen" Bürgermeister geehrt werden.
Es folgen Telefonate mit Unternehmern und Schulen über soziale Projekte, die angestoßen worden sind. Mittagessen fällt heute - wie so oft - aus. Ein Berg an Schriftstücken auf dem Schreibtisch muss in Angriff genommen werden. Doch der will nicht schrumpfen...
14 Uhr: Bürgersprechstunde. Die ist eigentlich montags von 16 bis 18 Uhr, aber auf telefonische Anfrage improvisiert Stefan Caplan. Eine Burscheiderin hat Schwierigkeiten mit einem Mieter unter sich. Der Händler lässt seinen Lebensmittelmüll auf einer Treppe am Hintereingang stehen. "Das zieht die Ratten an, das werden wir schnell erledigen", verspricht Caplan.
15 Uhr: Christoph Händeler, zuständig für Sicherheit und Ordnung, steht im Büro von Caplan und nimmt sich der Problematik der Bürgerin an. "Das ist schnell zu lösen", erklärt er ruhig. Da auch eine Lärmbelästigung von der Bürgerin angesprochen wurde, prüfen Caplan und Händeler weitere Schritte.
Im Hintergrund wartet bereits Manfred Zenses, der unter anderem für das Jugendzentrum Megaphon zuständig ist. Und genau um den Neubau des Jugendzentrums geht es. Die redaktionelle Fassung für die nächste Ausschussvorlage wird besprochen. Zudem muss ein Pressetermin vorbereitet werden. "Tanzen statt torkeln", heißt die kreisweite Initiative, an der sich auch Burscheid beteiligt. Die "fruchtbare" Idee von Zenses stellt der Verwaltungschef heute der Öffentlichkeit vor.
16.30 Uhr: Jetzt geht es endlich mal raus. Allerdings erstmal nur über die Straße zur Feuerwache des Löschzugs 1. Dort warten Stadtbrandmeister Achim Lütz und seine Kollegen auf den Bürgermeister. Sie wollen ihm erklären, wo der Schuh drückt: eine neue technische Anlage für die Zentrale wünschen sie sich - und neue Vorhänge für den Schulungsraum im Keller. Mit dem Löschfahrzeug grast die achtköpfige Gruppe alle vier Wachen ab. Die Forderungen halten sich in Grenzen.
18.45 Uhr: Der "Digitale Assistent" (ein Minicomputer, auf den der Bürgermeister alle Termine von seiner Kollegin aufgespielt bekommt) löst einen Warnton aus. In 15 Minuten ist der nächste Termin: die Vorstandssitzung der Wirtschafts- und Werbegemeinschaft Burscheid.
21.30 Uhr: Die Sitzung ist beendet: Feierabend? Ein paar Unterlagen muss der Bürgermeister immer mit nach Hause nehmen. "Damit ich sie in Ruhe lesen kann."